Weihnachten:Christbaum - trotz Krise

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Gerhard Hoheneder verkauft in Pullach etwa so viele Christbäume wie im Vorjahr. (Foto: Sebastian Gabriel)

Auch wenn alles teurer wird und der Klimawandel allgegenwärtig ist: Auf die Tanne oder Fichte an Weihnachten wollen die meisten nicht verzichten. Doch die Händler bemerken einen Trend: zu kleineren Bäumen.

Von Daniela Bode, Aying/Pullach

Auf dem Hof von Josef Sedlmair im Ayinger Ortsteil Blindham herrscht an diesem Adventssamstag ein reges Treiben. Der Parkplatz ist gut gefüllt mit Autos vor allem aus München und Umgebung. Eltern in Gummistiefeln schieben mit ihren Kindern Leiterwagen mit einem Tannenbaum darauf, andere haben die Säge umgehängt. Hier kann man seinen Christbaum selber schlagen oder sägen. Für viele ist das ein schönes Erlebnis in der Adventszeit. Offenbar auch in diesem Jahr, allen Krisen zum Trotz. Es laufe "ganz gut - alles easy und entspannt", sagt Sedlmair, dem auch der angrenzende Bergtierpark gehört. "Die Kauflaune ist gut, die Stimmung ist gut", sagt auch Gerhard Hoheneder, der in Pullach auf dem großen Platz neben dem Maibaum Christbäume verkauft. Sie müssen es wissen, denn beide sind schon seit vielen Jahren im Weihnachtsbaum-Geschäft.

Aber gibt es in diesem Jahr überhaupt genügend Bäume? Haben nicht die heißen trockenen Sommer in jüngster Zeit schon vielen Tannen und Fichten den Garaus gemacht? Sedlmair wirkt recht entspannt. Er züchtet auf rund zwölf Hektar Boden seine eigenen Bäume, vor allem Nordmanntannen. "Dieses Jahr sind sie hervorragend gewachsen", sagt er und läuft durch ein Feld mit Jungpflanzen. Auch in den vergangenen Jahren sei die Trockenheit kein Problem gewesen. Eher gab es schon einmal einen starken Hagelschaden. Weil seine Kulturen aber im Umkreis von fünf Kilometern angebaut würden, sei zum Glück nicht alles kaputt gewesen. Auch Gerhard Hoheneder kann seinen Kunden eine Vielfalt wie immer anbieten, Nordmanntannen von 80 Zentimetern bis drei Metern Größe. Er bezieht die Bäume vor allem von dem Christbaumvertrieb "Silvatrees GmbH" in Oberhaching. Etwa 400 Bäume hatte er bestellt und bietet er nun an. "Wenn ich noch welche brauche, kann ich jederzeit welche nachkaufen", sagt er. Auf einer Christbaummesse, die er jedes Jahr besucht, hätten andere bayerische Vertriebe ihm aber von Problemen wegen der Trockenheit oder Hagelschäden berichtet.

Bäume stehen also wohl im Landkreis ausreichend zur Verfügung. Aber wollen die Leute dieses Jahr ihr Weihnachtsfest überhaupt mit einem Christbaum verschönern? Ist ihnen angesichts der hohen Inflation und der hohen Energiepreise das Tannengrün samt Beleuchtung nicht zu teuer? Oder wollen sie aus Klimaschutzgründen darauf verzichten? Hoheneder merkt davon wenig. "Jeder nimmt einen Baum, vielleicht einen kleineren", sagt der Pullacher Christbaumverkäufer. Der Trend gehe ohnehin zu schlanken Bäumen, weil man die gut schmücken könne. Auch die Preise, die von 20 bis 100 Euro reichen, sind wohl kein Problem. "Sie sind wie die letzten Jahre", sagt er. Wie bisher liefert er die Bäume auf Wunsch nach Hause.

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Und für jeden verkauften Baum gehen fünf Euro an den Verein "Kinder ohne Hunger". Dieser organisierte bis 2019 einen eigenen Christbaum-Verkauf auf dem Linde-Parkplatz in Pullach. Aus organisatorischen Gründen haben die Frauen, die den Verein betreiben, das aber aufgegeben, und verweisen ihre bisherigen Kunden an den Verkauf am Maibaum. "Das ist eine nette Kooperation - einen Christbaum kaufen und Gutes tun", sagt Julia Erb, eine der Ansprechpartnerinnen des Vereins. Hoheneder hofft, am Ende um die 500 Bäume zu verkaufen, er ist zuversichtlich. Auch in Blindham spürt man offenbar nichts von einem zurückhaltendem Kaufverhalten wegen der Krisen. "Ich glaube, dass es keine großen Auswirkungen hat", sagt Sedlmair. Beim Preis ist er moderat nach oben gegangen, von 20 Euro pro Meter auf 21 Euro. "Das ist nicht mal die momentane Inflationsrate", sagt er. Auch hätten sich die Corona-Jahre nicht ausgewirkt, höchstens seien zeitweise weniger Christbäume für Büros gekauft worden. Wegen des langen Advents erwartet Sedlmair den größten Ansturm dieses Jahr am vierten Advent. Dann ist noch immer fast eine Woche Zeit bis Weihnachten. Etwas mehr als 2000 Bäume würde er gern wieder verkaufen, wie schon voriges Jahr.

Weihnachtsfreak Julia Erb hat statt vier Bäumen heuer nur zwei

Kann gut sein, dass das klappt. Denn wie es aussieht, machen sich die Kunden zwar etwas mehr Gedanken als früher beim Christbaumkauf, auf das frische Grün verzichten wollen sie aber nicht. Auch Sabine Gstöttner aus Schaftlach im Landkreis Miesbach ist an diesem Tag mit ihrer Familie samt Kindern am Hof in Blindham. Sie haben zwar einen Kunststoffbaum zuhause, den sie schon öfter an Weihnachten aufgestellt haben. Dieses Jahr aber haben sie eine Nordmanntanne geschlagen. "Es ist ein schönes Event für die Familie", sagt sie. So etwas behalte man in Erinnerung. Außerdem zieht sie dem Plastikbaum die frische Tanne wegen des guten Geruchs vor. Auch Kathrin Buchner aus München kommt mit ihrer Familie seit ein paar Jahren nach Blindham und schlägt dort den Baum selbst. Ihr gefällt das, "weil es nachhaltiger ist, in der Nähe ist und weil wir wissen, wo er herkommt", sagt sie. Und natürlich, weil es Spaß macht. Sie habe sich mit Blick auf das Klima schon einmal Gedanken gemacht, ob es auch ohne Baum gehe. "Es ist eine Tradition und solange unsere Tochter noch nicht so groß ist, behalten wir das bei", sagt sie aber. Ihr Mann Tim Gotthardt sagt ohnehin: "Zu Weihnachten gehört ein Baum dazu." Die neunjährige Tochter Elise sieht es ähnlich: Es sei "schon gut", einen Baum zu schlagen. Das Motto der Zeit könnte also heißen, etwas nachhaltiger und regionaler. Aber auch etwas weniger. So hält es Julia Erb aus Pullach dieses Jahr, die von sich sagt, sie sei ein "Weihnachtsfreak": Statt vier Christbäume wie sonst will sie dieses Jahr nur zwei aufstellen.

In Blindham kann man seinen Weihnachtsbaum jedes Jahr selbst absägen. (Foto: Claus Schunk)

Wen die Weihnachtslaune noch nicht so recht gepackt hat, der hat noch diverse Möglichkeiten, den perfekten Baum zu finden. So veranstaltet beispielsweise der Heideflächenverein Münchner Norden am Samstag, 10. Dezember, von 10 bis 12 Uhr eine besondere Christbaum-Aktion mit frisch geschlagenen kleineren Kiefern. Man kann die Bäume gegen eine Spende an der Ecke Schmidbartlanger und Werner-Egk-Bogen in München-Freimann abholen. Die Kiefern stammen aus dem Naturschutzgebiet "Südliche Fröttmaninger Heide".

Daraus wird heuer nichts: Kiefern aus der Fröttmaninger Heide als Christbaum. (Foto: privat)

Um die weiten und offenen Landschaften in der Heide zu erhalten, müssen regelmäßig größere Kiefern gefällt werden, die man dann als Weihnachtsbaum nutzen kann. Auch bei der CSU in Neubiberg kann man am Samstag, 10. Dezember, seinen Christbaum kaufen. Von 9 Uhr an werden vor dem Feinschmeckerladen "Vom Fass" an der Hauptstraße 26 1,50 bis 2,20 Meter große bayerische Nordmanntannen angeboten. Der Verkauf am Maibaum in Pullach ist noch bis 23. Dezember um 18 Uhr geöffnet, in Blindham sogar bis Heiligabend. Bis kurz vor der Bescherung verkauft Sedlmair seinen Kunden also Bäume. Kein Wunder, dass er selbst nicht allzu viel Zeit auf die Auswahl des eigenen Christbaums verwendet. "Ich nehme den, der irgendwie passend ausschaut."

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