Koks-Verdacht gegen KommunalpolitikerCSU-Bürgermeister vor Münchner Nachtclub mit Drogen festgenommen

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Wollte sich bei der Kommunalwahl im März um eine zweite Amtszeit im Neubiberger Rathaus bewerben: der 37-jährige CSU-Bürgermeister Thomas Pardeller.
Wollte sich bei der Kommunalwahl im März um eine zweite Amtszeit im Neubiberger Rathaus bewerben: der 37-jährige CSU-Bürgermeister Thomas Pardeller. (Foto: Claus Schunk)

Dem Politiker Thomas Pardeller wird laut seiner Partei der Besitz einer geringen Menge Kokains vorgeworfen. Seine Nominierung als Spitzenkandidat bei der Kommunalwahl ist vorerst abgesagt.

Von Bernhard Lohr und Sabine Wejsada, Neubiberg

Er galt als eine der Zukunftshoffnungen der CSU im Münchner Umland. Doch jetzt hat Neubibergs Bürgermeister Thomas Pardeller ein Problem. Die Polizei hat bei dem 37-Jährigen unweit des Münchner Nachtclubs „Palais“ ein verdächtiges Päckchen mit weißem Pulver sichergestellt. Die Analyse, ob es sich um Kokain handelt, steht noch aus. Die Polizei bestätigt den Fall, der CSU-Ortsverband spricht davon, dass Pardeller der Besitz von 0,2 Gramm Kokain vorgeworfen werde. Mittlerweile ermittelt das für Amtsvergehen zuständige Kriminalfachdezernat 11 in dem Fall. Pardellers für Samstag geplante Nominierung als Bürgermeisterkandidat ist vorerst abgesagt.

Der 37-Jährige, von Beruf Jurist, gewann 2020 das Neubiberger Rathaus für die CSU. Seitdem leitet er selbstbewusst und auch weitgehend geräuschlos die Geschäfte in der Hightech-Kommune vor den Toren Münchens, in der die Universität der Bundeswehr ihren Sitz hat und mit Infineon eines der Schwergewichte der IT-Branche zu Hause ist.

Doch jetzt muss Pardeller seinen Parteifreunden einiges erklären; zumal Politiker auf allen Ebenen der CSU für eine harte Drogenpolitik stehen. Die aus Sicht der CSU fatale teilweise Legalisierung von Cannabis würde man am liebsten zurückdrehen, schließlich steht die Partei nach eigener Darstellung für „Law and Order“. Dass einer ihrer Bürgermeister im Großraum München nun im Zusammenhang mit einem Vorwurf wegen unerlaubten Besitzes eines Betäubungsmittels steht, dürfte für die CSU unangenehm sein.

Der Vorfall, um den es geht, ereignete sich bereits am vergangenen Samstag gegen 4.30 Uhr. Als Pardeller sich zunächst weigerte, das Päckchen auszuhändigen, wurde er laut Polizei zu Boden gebracht und im Anschluss gefesselt. Nach der vorübergehenden Festnahme durch die Polizei wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Neubiberger CSU stellte am Freitag eine Stellungnahme auf ihre Homepage, in der sie die ursprünglich für Samstag geplante Nominierung Pardellers als Bürgermeisterkandidat zur Kommunalwahl 2026 vorerst absagte. In dieser erklärte der Ortsverband, der Bürgermeister habe die „polizeiliche Angelegenheit“ öffentlich gemacht. Pardeller selbst erklärt mit Verweis auf seine geplante Aufstellung als Bürgermeisterkandidat, er wolle nicht, „dass die Nominierungsveranstaltung durch diese Sache belastet ist“. Deshalb habe er den Ortsvorstand um eine Verschiebung auf „einen späteren Zeitpunkt“ gebeten. Der Ortsvorstand der CSU hatte den Amtsträger Ende Juni einstimmig als Bürgermeisterkandidaten vorgeschlagen. Die Nominierung galt bisher als Formsache.

Wie es in der Angelegenheit für ihn weitergehe, sei offen, erklärt Pardeller. „Ich stehe für absolute Transparenz“, versichert er. „Ich werde die Öffentlichkeit über den Verlauf der Sache informieren.“

Bei seinen Parteifreunden herrscht Schockstarre. Der Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Florian Hahn erklärte am Freitag am Handy, er könne aktuell „gar nichts“ zu der Angelegenheit sagen. Es sei alles zu frisch, auf Berichte in der Zeitung könne er nicht reagieren. „Ich werde mich zum jetzigen Zeitpunkt öffentlich nicht äußern.“ CSU-Gemeinderat Tobias Thalhammer reagierte völlig überrascht auf die Nachricht. Er wisse nichts von Vorwürfen gegen den Bürgermeister. Er setze auf Aufklärung durch den Ortsvorstand. Dann werde man weitersehen. Der Neubiberger CSU-Ortsvorsitzende Bernhard Rott war am Freitag nicht zu erreichen, ebenso wie Pardeller selbst. Im Rathaus ging niemand ans Telefon. Rott sagte kürzlich noch, Pardeller „hat die letzten Jahre einen guten Job gemacht“. Dieser sei souverän, strahle Ruhe aus und wisse, „wovon er redet“.

Pardeller ist in Neubiberg fest verwurzelt und verfügt über viel kommunalpolitische Erfahrung: Vor seiner Wahl zum Rathauschef saß der Jurist einige Jahre lang im Gemeinderat und ist zudem Kreisrat. Der 37-Jährige erklärte seine erneuten Ambitionen fürs Bürgermeisteramt damit, dass er „mit Leidenschaft, Herzblut und voller Überzeugung“ für die Gemeinde arbeite. „Kommunalpolitik begeistert mich, weil man hier direkt etwas bewegen kann.“ Für eine etwaige zweite Amtszeit hatte er sich eigenen Worten zufolge viel vorgenommen: Er wolle bereits angestoßene Projekte umsetzen, wie den Bau der S-Bahn-Unterführung an der Hauptstraße. Auch der Hochwasserschutz am Hachinger Bach liege ihm am Herzen, in dieser Angelegenheit hat Neubiberg die Federführung übernommen.

Der Nachtclub „Palais“ an der Arnulfstraße ist bekannt dafür, dass dort bis in den frühen Morgen hinein gefeiert wird. Vergangenen Samstag war zumindest für den Neubiberger Bürgermeister vorzeitig Schluss.

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