Europäische Südsternwarte in Garching:Auf der Suche nach Außerirdischen

"Eso-Supernova" Zentum in Garching, 2018

Blick ins All: In der Europäischen Südsternwarte (Eso) in Garching arbeitet Michael Sterzik daran, mögliches Leben auf anderen Planeten zu entdecken.

(Foto: Stephan Rumpf)

Weit weg von Science-Fiction: Der Garchinger Wissenschaftler Michael Sterzik beschäftigt sich bei seinen Forschungen mit Biosignaturen auf anderen Planeten, die Hinweise auf Lebensformen geben könnten.

Von Tatjana Tiefenthal, Garching

Eines muss Michael Sterzik dann doch klarstellen: "Es ist nicht wie in Science-Fiction-Filmen, in denen die Technik irgendwann ermöglicht, mit Raumschiffen loszufliegen und nach Leben zu suchen. Die Suche nach Leben erfolgt mit wissenschaftlichen Methoden von der Erde aus", sagt der Forscher, der sich genau damit beschäftigt: Mit dem Nachweis von Leben auf anderen Planeten.

Sterzik arbeitet an der Europäischen Südsternwarte(Eso) in Garching, einem internationalen Forschungszentrum für Astronomen. In Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern werden mehrere Observatorien auf der Südhalbkugel betrieben, beispielsweise in Chile. Die Wissenschaftler geben die Beobachtung bei den Observatorien in Auftrag. Im Anschluss werden die gesammelten Daten nach Garching gesendet und dort aufbereitet. Auch der Bau von Forschungsinstrumenten und die Entwicklung von neuen Technologien wird von der Stadt im nördlichen Landkreis aus koordiniert. Insgesamt sind etwa 700 Personen an der Sternwarte beschäftigt.

Gelegentlich hält Sterzik Vorträge und versucht, Laien sein astronomisches Forschungsgebiet verständlich zu machen. Im Rahmen der Reihe "Wissenschaft zu Gast" des Werner-Heisenberg-Gymnasiums hielt er am Donnerstagabend dort sein Lieblingsreferat: Die Suche nach außerirdischem Leben - und was wir dabei von der Erde lernen können.

"Im Universum gibt es unzählige Sonnen und wir wissen, dass sich durchschnittlich ein Planet um jede Sonne bewegt", erläutert Sterzik. Die meisten dieser Planeten befinden sich jedoch nicht in der sogenannten habitablen Zone, also in der richtigen Entfernung zu ihrer Sonne. Die habitable Zone richtet sich nach dem Vorkommen von flüssigem Wasser, ohne das kein Leben möglich ist. Meistens handelt es sich entweder um "heiße Jupiter", auf denen Wasser sofort verdampft, oder um eiskalte Planeten, auf denen Wasser gefriert. Ausnahmen gibt es nur wenige, der nächst gelegene Zwergstern in einer habitablen Zone ist Proxima Centauri, der über 4,2 Lichtjahre von der Erde entfernt ist.

"Goldenes Zeitalter der Astronomie"

Der nächste Schritt auf der Suche nach Leben ist das Aufspüren von Biosignaturen wie beispielsweise Sauerstoff. Um zu klären, ob auf Planeten in habitablen Zonen tatsächlich Leben existiert, versuchen die Astronomen diese Biosignaturen nachzuweisen. "Sauerstoff frostet sehr schnell", weiß Sterzik, "damit Sauerstoff gasförmig vorliegt, muss er kontinuierlich nachgeliefert werden". Dies geschehe beispielsweise durch Fotosynthese von Pflanzen. Der Nachweis dieser Biosignaturen wäre daher ein starker Hinweis auf Leben. In diesem Gebiet forscht auch Sterzik: "Die einzige uns bekannte Atmosphäre, die Biosignaturen enthält, ist die Erde. Doch selbst die Signale auf der Erde sind nicht einfach zu sehen. Wir wissen nun einmal, dass es hier Leben gibt. Aber wir wissen nicht, welche Signaturen von außen sichtbar sind."

Europäische Südsternwarte in Garching: Der Garchinger Forscher Michael Sterzik.

Der Garchinger Forscher Michael Sterzik.

(Foto: ESO/OH)

Sterziks Forschung nutzt daher den Erdschein. "Das Licht von der Erde, das an der dunklen Seite des Mondes reflektiert und zurück auf die Erde geworfen wird, ist der Erdschein", erklärt Sterzik. Der Erdschein zeige, wie die Erde für einen externen Beobachter aussehen würde. Anhand dieser Beobachtungen erarbeitet der Wissenschaftler Methoden, wie man die Biosignaturen auf der Erde am besten feststellen kann. Die Erde wird als ein Modellplanet genutzt, an dem die Methodik geschult wird, bis diese Biosignaturen genau und präzise nachgewiesen werden können. "Derjenige, der Biosignaturen nachweisen kann, bekommt einen Nobelpreis", ist Sterzik überzeugt.

Der Forscher spricht von einem "goldenen Zeitalter der Astronomie". Die Methoden zum Finden von Leben seien in den letzten Jahrzehnten schnell vorangeschritten. Doch auch wenn irgendwann Spuren von Leben auf anderen Planeten nachgewiesen werden würden, sind Science-Fiction-Geschichten noch weit entfernt. "Es muss nicht nur Leben geben, dieses Leben muss auch intelligent sein und kommunizieren können", meint der Astronom. Zusätzlich habe jede Lebensform nur eine begrenzte Lebensdauer, bevor sie ausstirbt. Diese müsse sich mit unserer überschneiden. Sterzik ist der Ansicht: "Die Wahrscheinlichkeit für die Existenz einer solchen Lebensform ist nicht sehr groß." Daher hegt er auch kein Interesse an Science-Fiction: "Ich wollte schon immer wissen und nicht spekulieren."

In einer ersten Fassung hieß es, die Oberservatorien seien in Chile und Bolivien, tatsächlich liegen aber beide in Chile. Eines von beiden befindet sich lediglich an der Grenze zu Bolivien. Außerdem handelt es sich bei Proxima Centauri um keinen Planeten, sondern einen roten Zwergstern, der nur 4,2 Lichtjahre von der Erde entfernt ist und nicht, wie in einer ersten Fassung zu lesen, 4200 Lichtjahre.

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