Müllsammel-Aktion:Säuberlich getrennt

Müllsammel-Aktion: "Sonderaktion Sauberes Garching": Flüchtlinge helfen beim Entfernen von Unrat.

"Sonderaktion Sauberes Garching": Flüchtlinge helfen beim Entfernen von Unrat.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Stadt Garching beteiligt Flüchtlinge an ihrer Ramadama-Aktion. Allerdings lässt sie Asylbewerber und Einheimische an zwei unterschiedlichen Terminen Müll sammeln.

Von Marie Ludwig, Garching

Ausgerüstet mit Greifzangen und Müllsäcken haben sich bereits am frühen Samstagmorgen Asylbewerber aus Garching auf den Weg gemacht, um bei der Aktion "Sauberes Garching" mitzumachen. Vor allem alte Pappkaffeebecher, Plastiktüten und leere Flaschen haben die Teams aus den Grünstreifen herausgeholt. "Wir haben rund 80 Säcke mit Müll gefüllt", sagt Organisator Christoph Marquart, Fachbereichsleiter für Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Garching und freut sich über diese Bilanz: "Die 42 Teilnehmer waren alle sehr engagiert."

Die Saubermach-Aktion gibt es in Garching bereits seit über 25 Jahren. Im Frühjahr und im Herbst wird die Stadt traditionell frisch rausgeputzt und von herumliegendem Müll befreit. Für Asylbewerber wurde im vergangenen Jahr eine eigene Aktion ins Leben gerufen. Bereits im Juni 2015 konnten sie bei der Stadtreinigung mithelfen. "Wir haben uns für zwei getrennte Aktionen entschieden, um ein Chaos beim Registrieren der Helfer zu vermeiden", erklärt Organisator Christoph Marquart. Erfahrungsgemäß müsse man immer ein bisschen improvisieren und wisse nie, wie viele Teilnehmer letztendlich kommen würden.

"Wir wurden in der Unterkunft gefragt, ob wir helfen möchten", erzählt Mamadu. Er kommt aus dem Senegal und würde sich sogar über mehr solcher Aktionen in Garching freuen: "Ich wollte auf jeden Fall mithelfen und möchte auch in Zukunft richtig arbeiten". Hans-Eugen Wien ist ehrenamtlicher Helfer in der Unterkunft in Garching und hat mit vielen Asylbewerbern über den Arbeitswunsch geredet. "Ich habe schon viele Arbeitgeber angesprochen, aber trete da bisher auf der Stelle", erzählt Wien.

Dass die Flüchtlinge in die Saubermachaktion integriert werden, hat er auf den Weg gebracht: "Ich erinnere mich noch gut daran, dass bereits in den Neunzigern Flüchtlinge aus dem Kosovo bei uns in Garching untergebracht waren." Auch damals hätten viele bei der Aktion mitgemacht, und das habe gut geklappt.

"Ich denke einfach, dass es eine gute Möglichkeit für die Flüchtlinge ist, sich noch etwas dazuzuverdienen." Kontakte zu Garchingern haben die Asylbewerber bei der Saubermach-Aktion nicht knüpfen können. Dafür haben Mamadu und die anderen sechs Euro pro Stunde verdient. Genauso viel werden auch die Teilnehmer der regulären Aktion in zwei Wochen bekommen. Dann, am 19. März, werden vor allem Kinder von zwölf Jahren an und Erwachsene aus Garching beim Frühjahrsputz mithelfen.

Demütigung statt Integration

Die Ismaninger Musikschule bringt Einheimische und Asylbewerber bei einem offenen Singtreff zusammen. Viele Sportvereine im Landkreis verstärken ihre Mannschaften durch Flüchtlinge und leisten dadurch ganz nebenbei ihren Beitrag zur Integration.

Auch eine Ramadama-Aktion könnte eine gute Gelegenheit sein, das gegenseitige Kennenlernen durch gemeinsame Aktivitäten zu fördern. Wenn alle mit anpacken, dann kann sogar eine tendenziell eher eklige Sache wie Müllsammeln verbinden.

Aber die Stadt Garching hat dieses Gelegenheit verpasst. Sie hat sich - angeblich aus organisatorischen Gründen - dazu entschieden, Einheimische und Asylbewerber getrennt loszuschicken. Und so waren dann am Samstag bei der "Sonderaktion sauberes Garching" eine Handvoll Afrikaner zu beobachten, die für mickrige sechs Euro pro Stunde den Dreck aufsammelten, den andere achtlos in die Landschaft geworfen hatten.

Für die Flüchtlinge, die gerne richtig arbeiten würden, mag es eine gute Gelegenheit gewesen sein, sich nützlich zu machen und etwas Geld zu verdienen. Trotzdem ist diese Art von Apartheid entwürdigend. Wolfgang Krause

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