Klinik-Skandal in München:Im Skandal-Strudel

Der Klinik-Skandal macht klar: Nicht nur bei der CSU gibt es Filz, sondern auch im Münchner Rathaus. Doch Geschäftsführer zu feuern, wird nicht reichen. Es wird auch politische Opfer geben.

Peter Fahrenholz

Unter Menschen, die politisch eher rot-grün gestrickt sind, hat es stets zum guten Ton gehört, den CSU-Filz in Bayern zu beklagen. Die Klage war durchaus berechtigt, denn wo eine Partei lange regiert, ist der Filz, also die Versorgung von Parteifreunden oder Nahestehern mit allen möglichen Posten und Pöstchen, eine fast schon naturgesetzliche Erscheinung.

Bei aller Empörung über die Sünden der anderen wird gerne übersehen, dass München jetzt seit 20 Jahren von einer rot-grünen Mehrheit regiert wird. Welcher Filz sich im Lauf dieser Zeit herausgebildet hat, ist mit dem Klinik-Skandal schlagartig offenbar geworden. Da sind Leute in Leitungsfunktionen gehievt worden, die demselben politischen Biotop entstammten, und fachliche Bedenken wurden um des rot-grünen Friedens willen hintangestellt. Dass jetzt Geschäftsführer in die Wüste geschickt werden, die ihrem Job nicht gewachsen waren, ist zwar richtig, wird die Sache aber nicht beenden.

Denn die Melange aus Spezlwirtschaft, Schlamperei und Inkompetenz ist zum politischen Skandal geworden, der das Rathaus erreicht hat. Es geht um die Frage, was Oberbürgermeister Christian Ude wann gewusst hat. Vor allem aber geht es um den dritten Bürgermeister Hep Monatzeder, den Aufsichtsratschef der Klinikgesellschaft. Seine Darstellung, es hätten sich damals für die Leitungsposten keine Ärzte beworben, hat sich als unhaltbar erwiesen, weswegen Monatzeder jetzt zurückrudert.

Das heißt, der Bürgermeister hat entweder zunächst bewusst die Unwahrheit gesagt (auf deutsch: gelogen), oder er war nicht in der Lage, sich die notwendigen Informationen vorlegen zu lassen und für eine Aufklärung der Affäre zu sorgen. Beides würde ihn disqualifizieren. Es ist gut möglich, dass Monatzeder zum ersten politischen Opfer wird, das in den Strudeln des Klinik-Skandals untergeht.

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