Modeschule Esmod:Farblos in München

Geteilte Meinungen über die monotone Esmod-Modenschau in der Muffathalle. Nur einige Goldfetzen stechen aus den Nichtfarben heraus. Vier Männer - vier Blickwinkel.

Philipp Crone

Vier Männer, vier verschiedene Blicke auf die gleiche Veranstaltung. Die Modeschule Esmod, gerade 20 Jahre alt geworden, feiert am Donnerstagabend in der Muffathalle die Kollektionen ihrer Diplom-Schüler 2010er Jahrgangs. 23 dürfen nach drei Jahren Lehre ihre Entwürfe über den weißen Laufsteg wackeln lassen.

Modeschule Esmod München

Weiße Kleider auf weißem Grund - die Esmod-Diplomshow war keine bunte Angelegenheit, aber wer trägt schon Farben?

(Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Benjamin, 21, erstes Esmod-Jahr, kümmert sich um die Musik, Lukas von der Muffathalle um die Technik. Die zwei warten in einer Hallenecke auf das Startsignal, aber noch sind einige der 500 Sitzplätze nicht besetzt, die Schildchen der reichlich geladenen Vertreter der Modemedien, Kleidermarken und Theaterakademien noch zu sehen.

Ein aufgeregter Vater ruft den Fotografen zu: "Achtung! Die ersten vier sind von meinem Sohn." Die ersten vier Entwürfe - Benjamin hat Hip-Hop aufgelegt und Jakob schaut im Livestream Eishockey - wippen durch die Halle, schwarz und weiß gekleidet.

Die Musiktracks wechseln, aber die Mode bleibt seltsam ähnlich. Keine Farben, nur ein paar Accessoire-Ausreißer: Geweih, Seilkette, Ast oder Regenschirmrock, doch wo bleiben die Farben?

Egal, der aufgeregte Vater sitzt jetzt selig auf seinem Stuhl, Lukas ist glücklich, denn der Sound ist gut und Deutschland führt im dritten Drittel, und Benjamin hat die Songs im Griff. "Am besten sind Lieder mit 125 Schlägen pro Minute, da können die Models entspannt laufen." Er verfolgt den Auftritt konzentriert und ein wenig bewundernd.

Am Ende, nur ein Hauch von Violett und einige Goldfetzen stechen aus den Nichtfarben heraus, laufen alle Models mit ihren Designern noch eine Stegrunde. Die Absolventen genießen erleichtert den langen Applaus, die Show zählt zur Note.

Wie hat es Lukas gefallen? "Mei", sagt er, Deutschland hat gewonnen. Und draußen, wo sich viele anschließend zur Erleichterungskippe treffen, steht ein Münchner Mode-Designer und sagt: "Kaum Farben, es ist schade, dass sie sich so wenig trauen." Er trägt schwarz und grau, wie die meisten der Gäste.

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