Süddeutsche Zeitung

Mobilität:Zu teuer und zu gefährlich

Der Gemeinderat von Straßlach-Dingharting lehnt Mitfahrbankerl ab

Von Iris Hilberth, Straßlach-Dingharting

Wer in Straßlach-Dingharting mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren will, muss den Bus der Linie 271 nehmen. Der pendelt zwischen Dietramszell und Höllriegelskreuth und kommt morgens und abends alle 30 Minuten, dazwischen jede Stunde einmal. Ansonsten ist es schwierig, ohne Auto in den nächsten Ort oder gar zur S-Bahn zu kommen. Bis zur S 7 nach Höllriegelskreuth sind es immerhin zwölf Kilometer, nach Deisenhofen zur S 3 radelt man acht Kilometer. Um solche Lücken der Mobilität zu schließen, werden in ländlicheren Gebieten mittlerweile vielerorts sogenannte Mitfahrbankerl aufgestellt, mit denen die Gemeinden das Trampen unterstützen wollen. Auch in Straßlach-Dingharting hat der Gemeinderat über die Aufstellung solcher Bänke nachgedacht, in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich die Idee aber wieder verworfen.

Lediglich die beiden Gemeinderatsmitglieder der Grünen waren überzeugt davon, dass solche Mitfahrbankerl wie sie etwa die Nachbargemeinde Egling im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen bereits aufgestellt hat, eine gute Sache wären. Alle anderen stehen einer solchen Anschaffung sehr kritisch gegenüber. So befürchten einige, dass es nicht funktionieren würde, einfach am Straßenrand eine Bank aufzustellen. Dort einfach anzuhalten und mit dem Fahrgast das Ziel auszuhandeln, sei recht schwierig. Es bräuchte auf jeden Fall Buchten für die Autos, so die einhellige Meinung. Das umzusetzen, stellt man sich aber schwierig vor. Es sei denn, man nutze die Buchten der Bushaltestellen, wie Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei) anmerkte. "Super Idee", sagte Sabine Hüttenkofer von den Grünen. "Die Busbucht muss immer frei bleiben", entgegnete Albert Geiger (Bayernpartei). Auch befürchtet Christina Salzberger (FWG), "dass wir damit dem MVV die Fahrgäste wegnehmen".

Vor allem hält man das offizielle Trampen in Straßlach-Dingharting für nicht ungefährlich. "Das Mitfahren mit fremden Leuten ist nicht zu empfehlen", sagte Geiger, "ich bin noch nie per Anhalter gefahren", teilte er dem Gremium mit. Auch Gertraud Schad (UWV) sieht "eine Gefahr darin, vor allem für junge Mädchen". Sie hätte ihren Kindern das nicht erlaubt. "Das gaukelt eine öffentlichen Sicherheit vor", findet Geiger. Im Mai hatte der Sauerlacher Gemeinderat mit ähnlicher Argumentation gegen die Einrichtung von Mitfahrbankerln votierte. Auch hier war die Nutzung von Bushaltestellen diskutiert und nach einer kritischen Stellungnahme der Leitung der Grundschule und des Elternbeirats wieder verworfen worden.

Aber auch die Kosten für das Aufstellen solcher Bänke, zu denen stets verschiedene Klappschilder mit Zielen im Umkreis montiert werden, bestätigten den Gemeinderat in seiner ablehnenden Haltung. Wie Bürgermeister Sienerth nach einer Nachfage bei der Nachbargemeinde Egling berichtete, hat dort jede Bank 800 Euro gekostet, der Satz Klappschilder hat den gleichen Preis gehabt.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2019
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