Mobilität:Wege aus der Staufalle

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Nicht immer geht es so ruhig auf der Leibstraße zu. Morgens und abends staut sich der Verkehr in der Straße, auf der - abgesehen von einem kurzen Stück fast an der B 304 - mangels Fahrradweg auch Radfahrer unterwegs sind. Die Gemeinde startet nun die Bürgerbeteiligung für das neue Mobilitätskonzept. (Foto: Claus Schunk)

Die Haarer sind aufgerufen, bei zwei Workshops am Mobilitätskonzept der Gemeinde mitzuarbeiten. Für die zentrale Einkaufsmeile Leibstraße haben CSU und Grüne schon konkrete Ideen

Von Bernhard Lohr, Haar

Der Wettlauf um die besten Ideen, wie die Verkehrsprobleme in Haar gelöst werden können, hat begonnen. Während Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) an diesem Mittwochabend die Haarer zum ersten Workshop ins Bürgerhaus einlädt, damit die "Experten für die Verkehrssituation vor der eigenen Haustüre", wie sie sie gerne nennt, ihre Sicht der Dinge erklären, stellen die Parteien eigene Überlegungen an. Die CSU hat im Gemeinderat einen Antrag gestellt, von dem sie sich besseren Verkehrsfluss in der zentralen Einkaufsstraße erhofft. Sie schlägt vor, die innere Leibstraße probeweise von Süden nach Norden - also von der B 304 bis zum Kreisverkehr - zur Einbahnstraße zu machen.

Das passt zur allgemeinen Wahrnehmung in Haar, wonach sich all das Elend am Ort mit verstopften Straßen, Staus und fehlenden Parkplätzen am deutlichsten in der zentrale Einkaufsstraße manifestiert. Auch die Grünen haben in dieser Woche diskutiert, wie der Verkehr auf der Leibstraße entzerrt werden könnte. Sie halten die Idee eines "Shared Space", also einer Verkehrsfläche, auf der Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger gleichberechtigt unterwegs sind, für erwägenswert.

Ungeachtet solcher Überlegungen, die in Parteigremien verhandelt werden, sind nun die Bürger gefragt. Seit bald einem Jahr arbeiten Fachleute des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum an einem Mobilitätskonzept, das Antworten auf komplexe Fragestellungen in der gesamten Gemeinde liefern soll. Alle Verkehrsmittel sollen in die Überlegungen einbezogen werden. Vergangenes Jahr wurden Verkehrsströme gezählt, Auto- und Radfahrer am Ort befragt und in einem an alle Haushalte verschickten Fragebogen konnten die Haarer mitteilen, wie sie sich fortbewegen und wo die Probleme liegen. Nun sollen sie im Bürgerhaus an einzelnen Workshop-Inseln konzentriert und fachlich begleitet über Staufallen, fehlende Fahrradrouten und Buslinien reden. Im Herbst soll es in einer zweiten Workshop-Runde um konkrete Maßnahmen gehen.

Die CSU beklagt seit Jahren den zunehmenden Verkehr auf der Leibstraße und verweist auf den Verkehrsdruck durch die etwa 2000 Menschen, die bald im Jugendstilpark leben werden. Fraktionschef Dietrich Keymer begründet seinen Antrag damit, die Erkenntnisse einer Einbahnstraßen-Regelung auf Probe könnten in die Diskussion über ein Mobilitätskonzept einfließen. Sollte es sich anbieten, könnte nach Auffassung der CSU die Einbahnstraßen-Regelung über die Leibstraße hinaus auf den Straßenring Bahnhofsplatz und Bahnhofsstraße erweitert werden. Außerdem schlägt die CSU vor, auf der Westseite der Leibstraße probeweise Schrägparkerbuchten einzurichten. Dies wäre mit entsprechender Beschilderung und farblicher Markierung leicht zu machen, heißt es. Im Vergleich zu senkrecht angeordneten Buchten würde die Fahrbahn breiter.

Längst bestimmt in Haar der Verkehr die Debatten auf Gebieten, an die man zunächst gar nicht denkt. Die CSU lehnt die Erweiterung der Jagdfeld-Grundschule auch deshalb bis heute ab, weil sie ein noch größeres Verkehrschaos erwartet, wenn morgens die Eltern dort ihre Kinder abliefern. Auch wies der Bauausschuss des Gemeinderats vor kurzem einstimmig das Ansinnen des Einzelhandelskonzerns Rewe zurück, an der Einmündung der Leibstraße in die B 304 einen Supermarkt anzusiedeln. Eigentlich wünscht sich die Kommunalpolitik in Haar seit Jahren genau so ein Geschäft an dieser Stelle. Auch gilt eine wohnortnahe Versorgung als ein Mittel, um Verkehr zu vermeiden. Doch der Markt fand keine Zustimmung aus Sorge, zusätzlicher Verkehr könnte dort, wo sich jetzt schon morgens und abends der Verkehr staut, zum Kollaps führen. Vielleicht kommt der Markt in abgespeckter Version. Denn während die CSU diesen rundweg ablehnte, signalisierten SPD, Grüne und FWG Zustimmung, wenn die Verkaufsfläche reduziert wird.

Der Workshop im Bürgerhaus an diesem Mittwoch beginnt um 18 Uhr. Wer verhindert ist, kann von 21. März bis 7. April auf der Online-Plattform Anregungen und Kritikpunkte loswerden. Auf der Homepage der Gemeinde wird ein Link eingerichtet.

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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