Mobilität:Unterhaching setzt auf Carsharing

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Zusammen mit dem Autovermieter Sixt bietet Unterhaching ein Carsharing-Modell an. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde und der Autoverleiher Sixt starten ein sechsmonatiges Pilotprojekt, dessen Charme darin besteht, dass die entliehenen Fahrzeuge beliebig abgestellt werden können. Gebucht wird per App

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Auch für Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD), der einer Generation angehört, die mit dem Zeigefinger das Smartphone bedient, ist die Sache denkbar einfach: "Über eine App buchen, einsteigen und überall hinfahren, wo man mit einem Auto hinfahren kann." So zeigt der 53 Jahre alte Unterhachinger Rathauschef in einem Erklär-Video, wie das neue Carsharing in seiner Gemeinde funktioniert. Vergangene Woche war der offizielle Startschuss für ein sechsmonatiges Pilotprojekts des Unternehmens Sixt zusammen mit der Gemeinde Unterhaching, die in diesem Zeitraum die Hälfte von etwaigen Umsatzeinbußen übernimmt.

Es ist sind zwar nicht die ersten Autos, die man in Unterhaching mit anderen teilen kann. Die Firma "Stattauto" hat bereits ein Fahrzeug am Bahnhof stationiert, das allerdings nur dort abgeholt und zurückgegeben werden kann. Die Anbieter schreckten bislang davor zurück, das in der Stadt München längst etablierte so genannte Free-Floating auch in den Umlandgemeinde anzubieten. Für die Mieter ist das wesentlich attraktiver, da keine Stationen mehr angefahren werden müssen, sondern die Autos überall im Geschäftsgebiet abgestellt werden können, also auch vor der eigenen Haustür.

Sixt hatte den ersten Schritt in den "suburbanen" Bereich mit einem Testlauf in Gräfelfing westlich der Stadtgrenze gewagt, mit Unterhaching kommt nun auch der im Süden an München grenzende Bereich dazu. Neben den Fahrzeugen, die frei im Geschäftsgebiet gefunden werden können, gibt es nun in Unterhaching zudem an drei Standorten feste Stationen mit jeweils zwei Fahrzeugen: Auf dem Bahnhofsvorplatz vor der Buchhandlung, am Hatrium an der Bibergerstraße sowie vor der Firma Develey an der Ottobrunner Straße. Zwei Autos sind E-Fahrzeuge.

"Damit können wir in Unterhaching die Verkehrswende weiter voranbringen", sagte Bürgermeister Panzer beim Start. Die Ausweitung des Carsharing-Angebots spiele hierbei eine enorm wichtige Rolle, "es ist belegt, dass durch ein gut genutztes Carsharing-Fahrzeug mehrere private Fahrzeuge ersetzt werden können", so Panzer. Es gilt als erwiesen, dass ein geteiltes Auto 20 Privatwagen ersetzen und 90 Meter Straße frei machen kann. Für Unterhaching wären das gute Aussichten, denn mit gut 14 000 angemeldeten Fahrzeugen hat statistisch gesehen hier mehr als jeder Zweite ein Auto, Kinder mitgerechnet. Auch die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU), die zur Inbetriebnahme der neuen Fahrzeuge in ihre Heimatgemeinde gekommen war, findet: "Carsharing-Modelle können eine gute Ergänzung für Menschen ohne eigenes Auto sein." Man müsse sich gewusst Gedanken darüber machen, wie man sich fortbewegen wolle, allerdings dürften die verschiedenen Verkehrsmittel nicht gegeneinander ausgespielt werden. "Die Menschen müssen verschiedene Dinge annehmen."

Um das Carsharing-Angebot zu nutzen, muss man sich die über die Six-App registrieren und den Führerschein hochladen. Mit der App kann man anschließend auch das gebuchte Fahrzeug öffnen. Abgerechnet wird pro Minute, die Preise beginnen bei 9 Cent. Nach der gefahren Strecke kann das Auto - vom Kleinwagen bis hin zum größeren Kombi - überall im Geschäftsgebiet geparkt werden, also auch in Gräfelfing oder im Münchner Stadtgebiet. Laut Nico Gabriel, Chief Operating Officer bei Sixt, ist das Pullacher Unternehmen zur Ausweitung des Gebiets bereits mit anderen Gemeinden im Gespräch.

Wer Hilfe bei der Anmeldung und Buchung über die App benötigt, kann sich die am Standort Hatrium holen. Dort bietet die Schwaiger Group, die den Bürokomplex betreibt, eine kostenlose Einweisung in den Service an. Für alle Unterhachinger liegen im Rathaus, der Bücherei und im Kubiz Gutscheine zu zehn Euro inklusive kostenloser Anmeldung bereit.

© SZ vom 21.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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