Süddeutsche Zeitung

Mobilität:Beim Einkaufen das Auto aufladen

Der Energiekonzern EnBW errichtet im Unterhachinger Gewerbegebiet die bisher größte Stromtankstelle im Einzelhandel, an der 20 E-Autos gleichzeitig in nur 20 Minuten wieder voll fahrtüchtig werden.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Mal eben kurz einkaufen oder sich einen Burger mit Pommes holen - und schon ist das E-Auto komplett aufgeladen. Das soll von September an im Unterhachinger Gewerbegebiet am Grünwalder Weg möglich sein. Denn während an anderen Ladesäulen einige Stunden lang Strom abgezapft werden muss, um das Elektro-Fahrzeug für mehrere hundert Kilometer wieder fahrtüchtig zu machen, sind die 20 neuen Stationen, die das Unternehmen Energie Baden Württemberg (EnBW) gerade auf dem Parkplatz von Edeka Simmel errichtet, sogenannte High-Power-Charching-Ladepunkte (HPC). Der Konzern eröffnet zur Internationalen Automobilausstellung (IAA) im September hier eigenen Angaben zufolge den bislang größten öffentlich zugänglichen Schnellladepark im Einzelhandel.

Für sein neues Flaggschiff hat EnBW Unterhaching als Standort gewählt, weil die Gemeinde verkehrsgünstig an den beiden Autobahnen A 995 und A 8 in Richtung Süden liegt. Ein idealer Knotenpunkt für ein Schnellladenetz im Fernverkehr also. 50 000 Fahrzeuge frequentierten den Abschnitt der A 8 jeden Tag. Damit gliedere sich der neue "Hyper-Hub" in Unterhaching nahtlos in die Ausbaustrategie des Unternehmens ein, teilt EnBW mit. "Wir möchten in Deutschland alle 200 Kilometer große Hyper-Hubs errichten. Alle 40 bis 50 Kilometer sollen kleinere Standorte entstehen. Damit bauen wir das engmaschige und leistungsstarke öffentliche Ladenetz für eine massentaugliche Elektromobilität kontinuierlich weiter aus", wird Timo Sillober in der Mitteilung zitiert. Er ist als Chief Sales and Operations Officer für die Elektromobilität bei EnBW zuständig.

Laut Standortbewertung 40 000 Kunden täglich

Aber auch die Besucher der Geschäfte am Grünwalder Weg sind für den Energieanbieter aus dem Nachbar-Bundesland interessant. Nach einer Standortbewertung geht das Unternehmen von 40 000 Kunden täglich aus, die hier in den Super-und Baumärkten, den Discountern, den Schuh- und Sportgeschäften sowie Gartencentern einkaufen. Mit einer Ladeleistung von 300 Kilowatt sollen die Schnelllader innerhalb von 20 Minuten eine hinzugewonnene Reichweite von 400 Kilometern garantieren. Der Strom wird teilweise vor Ort gewonnen. Die fünf Solarmodule der Photovoltaik-Anlage, die in diesen Tagen auf dem Dach der Carports installiert werden, könnten laut EnBW eine Leistung von 46 Kilowatt erzeugen.

Um den Großteil des benötigten Stroms für den Hyper-Hub zur Verfügung zu stellen, musste die Bayernwerk AG das Stromnetz am Standort ausbauen und ein zusätzliches Trafohaus errichten. Im Rathaus sieht man die 20 neuen Schnelllade-Säulen als "sinnvolle Ergänzung" der E-Lade-Infrastruktur in Unterhaching. Erst im Mai hatte die Gemeinde 14 eigene Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten im Ortsgebiet installiert, die allerdings eine Leistung von je 22 Kilowatt haben. "Nur in dieser Form waren sie förderfähig", erläutert Rathaussprecher Simon Hötzl die Wahl der schwächeren Ladepunkte, an denen es etwa vier Stunden dauert, um den Akku von 20 auf 80 Prozent aufzuladen. Hötzl ist aber überzeugt davon, dass die breite Masse von E-Autos mit den 22 Kilowatt bestens zurecht kommt. "Man kann die Fahrzeuge etwa während der Arbeit gut einige Stunden stehen lassen", sagt er. Verwendet wird 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft.

Weitere Ladesäulen gibt es in Unterhaching auf den Parkplätzen der Discounter. Die Gemeinde hatte bei jedem Umbau in den vergangenen Jahren die Betreiber angehalten, E-Ladeplätze zu schaffen.

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SZ vom 24.07.2021/sab
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