Mitten in Unterschleißheim:Gestrandete Wüstenschiffe

Zirkusbesuch trotz oder gerade wegen Corona-Test? Auf dem Lohhofer Volksfestplatz ist das möglich

Kolumne von Irmengard Gnau

Die Wetteraussichten für das kommende Wochenende sind trübe. Da bemüht man doch gern die Methoden der umgekehrten Psychologie: an Warmes denken, um der nasskalten Herbstwirklichkeit zu entfliehen. In diesen Zusammenhang passt wunderbar folgende Nachricht, die uns aus Unterschleißheim erreicht und die Frage aufwirft: Können Wüstenschiffe stranden? Müssten sie nicht vielmehr, die laut Duden scherzhaft gebrauchte Umkehrung der Elemente in ihrem Namen vollziehend, wassern?

Wie dem auch sei, die Wüstenschiffe, um die es sich handelt, haben jedenfalls Hunger. Etwa ein halbes Dutzend Kamele hat derzeit auf dem Lohhofer Volksfestplatz eine Notunterkunft gefunden. Der Zirkus Barnum, dem sie angehören, kann seine Tournee nicht fortsetzen. Seit Mitte August macht der Zirkus in der Stadt Station. Eigentlich hätten Kamele, Alpakas, Rinder, Pferde, Lamas und das Guanako mit ihren Schaustellern schon längst ihre Zelte in Lohhof abgebrochen haben sollen, doch die folgenden Spielorte haben wegen steigender Corona-Infektionszahlen die geplanten Auftritte abgesagt. Schließlich müssen allerorts die Testzentren (re-)aktiviert werden, und wo bietet sich dafür besser Platz als auf Volksfestplätzen? Die Stadt Unterschleißheim bot dem Zirkus angesichts dessen kurzerhand Asyl, während sie selbst nebenan ihre Teststation wieder in Betrieb nahm.

Wer dieser Tage also auf den Lohhofer Volksfestplatz an der Ecke Münchner Ring/Stadionstraße fährt, um sich auf eine mögliche Infektion hin testen zu lassen (möglich ist das für alle Unter- wie Oberschleißheimer nach einer Anmeldung online unter www.unterschleissheim.de/testzentrum oder der Telefonnummer 089/310 09 45 90), kann unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen danach noch einen Abstecher zu den Kamelen machen. Besonders freuen diese sich, so lässt der Zirkus verlauten, über eine kleine Essensspende, einen Apfel zum Beispiel. Auch Heu, Kraftfutter oder Stroh werden angenommen. Denn ohne Auftrittsmöglichkeiten tut sich der Zirkus schwer, die Kosten für seine Tiere zu decken. Mal sehen, wann das Infektionsgeschehen den nächsten Auftritt zulässt. Bis dahin bereichern die wuscheligen zweihöckrigen Paarhufer das Stadtbild.

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