Süddeutsche Zeitung

Mitten in Unterhaching:What's up, Heimatpfleger?

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Sie schicken SMS, senden Sprachnachrichten oder Botschaften über Whatsapp. Zwölfjährige quatschen einen nicht einfach so an. Wenn sie es doch mal tun, können sie Wunder erleben

Von Iris Hilberth

Auf Rufen reagieren Zwölfjährige eher selten oder nur nach eindringlichen Wiederholungen. In der Regel gehört es nicht zum Kommunikationsmittel dieser Altersgruppe, einfach jemanden anzuquatschen. Selbst wenn er nebenan wohnt oder einem gerade gegenüber sitzt. Man tippt und sendet. Und wer zu faul zum Schreiben ist, nimmt eine Textnachricht auf und verschickt die dann. Whatsapp ist seit einigen Jahren das Mittel der Wahl, die jüngste JIM-Studie des medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest unter dem Titel "Jugend, Information, Media" belegt: 97 Prozent aller Zwölf- bis 19-Jährigen haben ein eigenes Mobiltelefon, hauptsächlich werden damit Nachrichten per Messenger-Diensten verschickt. Immerhin 95 Prozent machen das. Telefonieren ist da eher zu vernachlässigen. Manche reagieren geradezu empört, wenn doch mal einer anruft.

Dass diese Nachrichten nicht immer wichtig und mitunter völlig sinnfrei sind, ist wurscht. Hauptsache die Chat- Gruppe ist darüber informiert, dass man auch noch da ist und gerade nichts tut. Was aber, wenn man wirklich mal dringend eine Information aus zuverlässiger Quelle benötigt? Wer glaubt, Zwölfjährige heutzutage wären zu blöd, ohne Smartphone zurecht zu kommen, sah sich am Unterhachinger Rodelberg getäuscht. Es ging darum, bei einer Geburtstagsfeier ein Quiz zu gewinnen.

Frage: Wie heißt Unterhachings Heimatpfleger? Problem: Man kann dem Mann ja nicht einfach eine Handy-Nachricht schicken, und die anderen aus dem Klassen-Chat wissen das auch nicht. Also: Einfach mal rufen, dachte sich einer. Wie im Märchen, wenn der Held nicht mehr weiterweiß: "Wo ist denn hier der Heimatpfleger?" Und siehe da, es funktionierte: Die Antwort kam prompt und aus dem Garten. "Hier!", meldete sich ein überraschter Günter Staudter.

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Quelle:
SZ vom 16.05.2017
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