Mitten in Unterhaching:Wenn die Ohren Abstand halten

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Otapostasis. Noch nie gehört? Bürgermeister Wolfgang Panzer sehr wohl. Er beugt schon mal vor

Glosse von Iris Hilberth

Für Eitelkeiten ist eine Pandemie nicht die richtige Zeit. Oder doch? Schon der erste Lockdown hat gezeigt, dass Friseurschließungen bei manchen nicht nur üble Laune hervorrufen, sondern rausgewachsene Dauerwellen, grauer Haaransatz oder schlechte Sicht wegen eines viel zu langen Ponys richtig aufs Gemüt schlagen können. Dann kamen noch die Masken dazu, die Make-up und Lippenstift überflüssig machten. Immerhin bot das Stück Stoff im Gesicht den Menschen, denen der eigene Style wichtig ist, eine weitere Möglichkeit, sich individuell zu kleiden.

Mittlerweile sind hübsche Alltags-Masken mit ansprechendem Design längst wieder tabu. Die FFP2-Masken gibt es überwiegend in neutral-langweiligem Weiß. Wenn das für Leute, die großen Wert auf ihr Äußeres legen, nur alles wäre. Manche mussten sich ihren geliebten Bart abrasieren, damit der Mund-Nasen-Schutz besser hält. Und Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer will nun festgestellt haben, dass die Masken, die mit Gummihalterung hinter den Ohren befestigt werden, zu Segelohren führen. Oh nein, auch das noch!

Nun ist der Bürgermeister kein Ohrenfachmann, diese Auswirkung des Maskentragens ist also nicht wissenschaftlich erwiesen. Aber man stelle sich mal vor, die Corona-Krise ist vorbei und man müsste dann ewig auf Termine zum Ohrenanlegen in der Klinik warten, weil alle plastischen Chirurgen mit der Arbeit nicht mehr nachkämen. Es wird nicht jeder deswegen unters Messer wollen. Und falls der Enkel in 50 Jahren fragt: Opa, warum hast du so lustige Ohren? Dann hat man was zu erzählen. Otapostasis, wie der Fachmann zu abstehenden Ohren sagt, würde uns immer an 2020/2021 erinnern. Von Segelohren spricht man übrigens, wenn die Ohrmuschel mehr als 30 Grad vom Kopf absteht.

Wenn man nun auch noch die Ohren wie viele Tiere in verschiedene Richtungen drehen könnte - Reste von sieben Muskeln hierfür sind beim Menschen noch nachweisbar - wäre das in der Pandemie andererseits äußerst praktisch. Denn bei der Kommunikation mit Maske gibt es nur zwei Möglichkeiten: Laut reden oder die Ohren spitzen. Egal wie das aussieht.

© SZ vom 26.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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