In grauer Vorzeit waren auf Urlaubsreisen die Plätze im Auto klar verteilt. Hinten die quengelnden Balgen, vorne links der Vater, vorne rechts die Mutter - mit Falk-Plan und Baedeker-Reiseführer auf den Knien. Das Verhältnis des Fahrers zu seiner angetrauten Navigatorin war meist von tiefem Misstrauen geprägt und schon nach harmlosen Bemerkungen von rechts wie: "Ich glaube, jetzt sind wir zu weit gefahren" oder "Früher konnte man hier rechts abbiegen" biss der Fahrzeugführer zum ersten Mal verzweifelt ins Lenkrad. Heute weisen einem Navigationsgeräte den Weg, wobei es wiederum fast ausschließlich Frauenstimmen sind, die uns sagen, wo's lang geht.
Das macht all jene glücklich, die bereit sind, für ihr tiefstes Vertrauen in die moderne Technik ein paar Kalamitäten in Kauf zu nehmen. Zum Beispiel wenn die Stimme mitten im Tunnel sagt: "Bitte wenden." Spätestens wenn man mit dem Auto in einem Bach treibt, im Wald, in der Fußgängerzone oder vor einem Abgrund steht, weiß man: Navis sind auch nur Menschen. Aber sie vertragen Kritik, man kann sie mit allen Schimpfwörtern bewerfen und ihnen auch damit drohen, sie mitten während der Fahrt aus dem Fenster zu werfen.
Wie zuletzt auf der Ortsverbindungsstraße zwischen Sauerlach und Hofolding, als die Navi-Frau mit fester, keinen Widerspruch zulassender Stimme verkündete: "Nach hundert Metern links abbiegen - jetzt links abbiegen", aber nach hundert Metern links und rechts nichts als Wald ist. Aber Navigationsgeräte nerven mitunter nicht nur Autofahrer, sondern auch Anwohner, wie sich zuletzt in der Unterhachinger Bürgerversammlung gezeigt hat. Ob es normal sei, dass Navis Routen vorschlagen, die über Fahrradstraßen führen, fragte eine Besucherin, die an einer Fahrradstraße wohnt. "Ja", sagte Ordnungsamtschef Wolfgang Ziolkowski. Navis wählten den kürzesten Weg. "Meines würde mich über die verkehrsberuhigte Sommerstraße schicken." Navigationsgeräte sind wahrlich eine wegweisende Erfindung.