Mitten in Unterhaching:Das Brummen des Bürgermeisters

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Mysteriöse Geräusche während der Gemeinderatsitzung am internationalen Tag gegen den Lärm.

Kolumne von Iris Hilberth, Unterhaching

Wenn es ganz still ist in der Wohnung, dann kommt es vor, dass man nur noch das leise Brummen des Kühlschranks vernimmt. Handelt es sich nicht gerade um ein älteres Modell mit scheppernder Akustik oder fühlt man sich daran erinnert, dass man ihn mal wieder abtauen sollte, ist das ein durchaus beruhigendes, geradezu fürsorgliches Geräusch. Das kann man von anderen Brummtönen, die einem umgeben, schwerlich behaupten. Der Einsatz des Bohrhammers beim Nachbarn ist eher ein Dröhnen. Und der Kampf gegen das Brummen der abgestellten S-Bahnen ist für die engagierten Mitglieder einer Oberhachinger Bürgerinitiative inzwischen zur Lebensaufgabe geworden.

Am schwersten zu ertragen sind für viele Menschen vor allem Geräusche, die sie nicht orten können, für die sie niemandem die Schuld geben können. Vom sogenannten Brummton-Phänomen, auf englisch "The Humm", wurde schon aus vielen Gebieten der Welt berichtet. Niederfrequente Töne oder Geräusche, deren Ursache sich nicht aufklären lässt. Was die Betroffenen dennoch nicht unversucht ließen und sich zu Vereinen wie der "Interessengemeinschaft zur Aufklärung des Brummtons" oder dem "Verein zur Erforschung und Verhinderung des Brummtons" zusammenschlossen.

Ein neues Betätigungsfeld könnten die Brumm-Experten jetzt im Unterhachinger Kubiz finden. Dort schwoll am vergangenen Mittwoch - ausgerechnet am "internationalen Tag gegen den Lärm" - ein zunächst sonorer tiefer Ton an zu einem wirklich mächtigen Brummen. Ein Vergleich: Der Kühlschrank schafft 35 bis 40 Dezibel, die Hauptstraße 70 bis 80 und die Kettensäge 120. Aber da ist dann auch auch schon die Schmerzschwelle erreicht. Im Kubiz war es während der Gemeinderatsitzung so laut wie ein Dutzend Kettensägen, es hörte sich an, als würden die Motoren für ein riesiges Raumschiff angeworfen. Captain Wolfgang Panzer war trotz seiner nicht allzu leisen Bürgermeisterstimme jedenfalls nicht mehr zu hören, und spätestens als der dunkle Ton in ein grelles Pfeifen kippte, hielten sich alle die Ohren zu. Und das war an diesem Abend kein Einzelfall.

Alles nur eine Frage der Technik? Wenn es mit Brummtönen doch nur so einfach wäre. Man sollte ein Gutachten über "The Unterhaching Humm" in Auftrag geben, um herauszufinden, warum ausrechnet beim Bürgermeistervortrag der Laden brummt. Bis das fertig ist, darf man sich weiter die Ohren zuhalten.

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