Süddeutsche Zeitung

Mitten in Unterhaching:Flach ist's am Hachinger Bach

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Das hindert die Gemeinde aber nicht an einem Hochuferweg

Kolumne von Iris Hilberth

Manche Straßennamen machen dem Nutzer unmissverständlich klar, wo er sich befindet. Hauptstraße, Schulstraße oder Bahnhofsweg sind selbsterklärend und in nahezu jeder Stadt zu finden. Aber auch der "Irrweg" in Kerpen oder der "Umweg" in Wittingen meint es sicher ehrlich mit den Ortsunkundigen. Es gibt auch jede Menge Straßennamen, bei denen lacht sich sogar das Navi schlapp, und man fragt sich, welcher Gemeinderat da in ausgelassener Stimmung war, als er sich darauf verständigte. Wer will schon "Hinterm Esel" (Speyer), am "Unteren faulen Pelz" (Heidelberg) oder in der "Tangabucht" (Essen) wohnen. Ein armer Tropf, der eine solche Adresse angeben muss.

Daher soll es wohl überlegt sein, will man Wege aus ihrer Namenlosigkeit befreien und damit alles besser und nicht schlechter machen. In Unterhaching stand diese Woche die Benennung von drei Wegen auf dem Programm des Bauausschusses. An zwei dieser Wege wohnt zumindest bisher niemand, insofern ist die Verantwortung nicht ganz so groß, welchen Straßennamen man nun wählt, ihn wird keiner zukünftig in seinem Pass stehen haben.

Weil die Gemeinde die Wege aber nicht einfach irgendwie benennen wollte, hat sie den Heimatpfleger zu Rate gezogen. Der fand, man sollte eine Verbindung auf jeden Fall nach seinem Vorgänger Rudolf Felzmann benennen. Kein Problem. Und für einen Feldweg einigte man sich schnell auf "Am Grimmlandl". Mühsamer war es schon, den Vorschlag für den Geh- und Radweg entlang der S-Bahn zwischen Gymnasium und der Grenze zu Taufkirchen durchs Gremium zu bringen. Erst nach einigem Zögern gab es eine Mehrheit für "Hochuferweg". Denn auch Gemeinderäte denken bei einer solche Bezeichnung eher an tiefe Abgründe und brutale Steigungen, wie etwa am Isar-Hochufer. In Unterhaching dagegen ist es eher flach. Nur wenn man genau hinschaut, erkennt man eine Neigung nach Osten zum Hachinger Bach. Vor etwa 10 000 Jahren war hier sein Ufer. Vielleicht beruhigend: Esel gibt es hier nicht und von einer Tangabucht ist im Hachinger Tal auch nichts bekannt.

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Quelle:
SZ vom 18.09.2020
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