Mitten in Unterhaching:Der Ziehvater zittert mit

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Weil Karim Adeyemi, ein Eigengewächs der SpVgg Unterhaching, gegenwärtig bei Red Bull Salzburg und in der deutschen Nationalmannschaft aufblüht, zücken große Klubs die Brieftaschen und freut sich Präsident Manni Schwabl. Im Falle eines Transfers kassieren die Hachinger mit

Glosse von Stefan Galler

Nach dem Spiel konnte Karim Adeyemi nicht mehr ausweichen, schon hatte ihn Manni Schwabl innig in die Arme geschlossen. Live zu sehen im Fernsehen nach dem Debüt samt erstem Tor des 19-Jährigen in der Fußball-Nationalelf am Sonntag in Stuttgart beim 6:0 gegen Armenien. Außer den Eltern dürfte niemand so stolz auf den Jung-Nationalspieler sein wie der Präsident der Spielvereinigung Unterhaching. Denn der hatte das Talent Adeyemis, der bei Bayern als Zehnjähriger wegen disziplinarischer Probleme frühzeitig aussortiert worden war, erkannt und ihn in die Spur gesetzt. Einfach sei es mit dem "kleinen Bazi" Karim nicht gewesen. "Ich war mit ihm öfters in der Schule als mit meinen eigenen Kindern. Da hat's immer was gegeben", erzählte Schwabl launig zuletzt im BR. Und wenn Adeyemi schlechte Noten heimbrachte, wurde er vom Training und den Spielen ausgeschlossen, was den Burschen so nervte, dass er sich mit 14 am Riemen riss und seinen Abschluss machte.

Für Schwabl und die SpVgg hat sich das pädagogische Engagement bereits ordentlich ausgezahlt: Für drei Millionen Euro verkaufte man das Juwel 2018 an Red Bull Salzburg. Geld, das damals dringend nötig war, um die Liquidität des Klubs zu sichern und die Modernisierung der Osttribüne im Sportpark zu bestreiten. "Wir müssten sie eigentlich Karim-Adeyemi-Tribüne nennen", sagt Schwabl. Der nächste Zahltag kommt bestimmt, durch seine Leistungen in der österreichischen Liga (sechs Tore in den ersten sechs Saisonspielen) und das Debüt bei Bundestrainer Flick haben schon einige ganz große Klubs die Brieftasche gezückt - angeblich wollen Barcelona, Liverpool und sogar sein ehemaliger Klub FC Bayern den Youngster verpflichten. Und Haching kassiert im Falle eines Transfers kräftig mit, Schwabl dürfte sich beim Deal mit Salzburg eine Weiterverkaufsbeteiligung garantieren haben lassen.

Übrigens sind nicht alle SpVgg-Fans so begeistert vom Hype um ihren ehemaligen Jugendkicker. Auf Facebook wird gemosert, Schwabl solle sich lieber darum kümmern, die aktuelle Talfahrt des Klubs zu stoppen. Einer schreibt: "Wir steuern gerade auf Derbys gegen Deisenhofen und Pullach hin, aber Hauptsache, der Verein brüstet sich damit, dass man vor Jahren mal einen Spieler ausgebildet hat, der jetzt Nationalspieler ist. Was unsere aktuelle Jugendarbeit wert ist, sieht man ja gerade in der Regionalliga."

© SZ vom 08.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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