Mitten in Unterhaching:Delikatessen von der Tankstelle

Gutes Essen darf teuer sein. Aber bei aufgebackenen Semmeln darf man ab einem gewissen Preis schon nachfragen

Glosse von Iris Hilberth

Man kennt das von der Verkäuferin an der Käsetheke und dem Fleischereifachverkäufer hinter dem Ladentisch: Kaum ist das Messer durch den Tortenbrie geglitten oder der Batzen gemischtes Hack auf der Waage gelandet, kommt garantiert die Frage: "Darf's ein bisschen teurer sein?" Na, man will natürlich nicht so knauserig sein. Lebensmittel kosten eben. Sollen sie auch. So viel wird es ja wohl nicht sein.

Schließlich geht es ja nicht um wirklich teures Essen, bei dem einem jedes Gramm finanziell in die Knie zwingt. Safran zum Beispiel. Pro Gramm muss man mit 30 Euro rechnen, da käme an so einer Theke einiges zusammen. Oder weißer Almas-Kaviar, der pro Kilogramm mit 33 000 Euro gehandelt wird. Kein Wunder: Das russische Wort "Almas" bedeutet "Diamant". Auch für Kopi Luwak, einen Kaffee aus Indonesien, der aus halb verdauten Kaffeebohnen in Exkrementen von Schleichkatzen hergestellt wird, legen spezielle Feinschmecker gerne mal ein kleines Vermögen hin, wenn die Tiere in freier Wildbahn leben. Wer prinzipiell keinen Kaffee mag, kann für Da-Hong-Pao-Tee, der in den chinesischen Bergen von Wuyi in einer steilen Felswand wächst, sehr viel Geld ausgeben.

Auch in Unterhaching haben zwei Produkte aus Bäckerhandwerk nun offenbar das Zeug dazu, als Delikatesse von hohem Wert den Markt zu erobern. Und die stammen noch nicht einmal von einem Meister des Fachs. Gebäck verkauft ja heutzutage nicht nur jeder Discounter sondern auch fast jede Tankstelle. In einer davon tippte der Mitarbeiter hinter der Theke kürzlich gefühlt minutenlang konzentriert auf dem Display seiner Kasse. Der Experte für 50 Liter Super oder Basiswäsche mit Aktivschaum fand schließlich den stolzen Preis für zwei Semmeln und zwei Brezen heraus: 200 Euro! Da soll noch mal einer behaupten, dass Kaisersemmeln nicht vergoldet sind. Oder gibt es etwa Felswände mit frei laufenden Schleichkatzen im Hachinger Tal?

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