Mitten in Unterföhring:Fremde Federn

Das Verkleiden gehört zum Fasching wie das Träumen. Wer wäre nicht mal gerne richtig reich? Nur einen Tag mal Unterföhring sein, mit einer halben Milliarde Euro auf dem Konto. Das wäre es

Von Irmengard Gnau

In der Faschingszeit ist es durchaus nicht unüblich, das Gesicht hinter einer Maske zu verbergen und so das gewohnte Ich einmal zu ersetzen, je nach Geschmack durch den mutigen Helden oder die wilden Kreaturen, die im Alltag außen vor bleiben müssen. Selbst im nicht unbedingt als Karnevalshochburg bekannten Münchner Raum tun dies einige. Ein solcher Rollentausch wäre auch Balsam für die Seele mancher Kommune, mögen sich unbekannte Freunde der Maskerade gedacht haben, als sie jüngst in Unterföhring an einem Ortsschild vorbeispazierten.

Offenbar waren die Unbekannten davon so inspiriert, dass sie die Namenstafel kurzerhand entwendeten - und damit das niederbayerische Deggendorf schmückten. Dort nämlich entdeckte die Polizei am Wochenende ein Schild mit dem Hinweis auf die Landkreisgemeinde und auf der anderen Seite auf die "Landeshauptstadt München".

Kein Wunder, mag nun manch Unterföhringer bei sich denken. Könnte es doch sein, dass der ein oder andere niederbayerische Nachbar in schwachen Stunden etwas neiderfüllt die knapp 140 Kilometer gen Südwesten schaut. Regelmäßig vermeldet Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer in Unterföhring neue Höchststände bei den Gewerbesteuereinnahmen, Medienunternehmen verkünden die nächste Erweiterung ihres Standorts, die Rücklagen der Gemeinde haben sich in utopische Höhen aufgetürmt und kratzen an der Grenze zu einer halben Milliarde Euro. Um das klarzustellen: Auch die Deggendorfer brauchen sich nicht verstecken. Die 32 000-Einwohner-Stadt hat erfolgreich gewirtschaftet und freut sich zu Recht darüber, dass sie im fünften Jahr in Folge keine Schulden aufnimmt. Doch so ein kleiner Traum von 150 Millionen Euro Gewerbesteuer statt kalkulierter 16...

Irgendwann muss jede Maske fallen. Zwar sind die Schildräuber noch unbekannt, doch die rechte Zuordnung soll wiederhergestellt werden. Solange die Deggendorfer Polizei das Unterföhringer Ortsschild als Beweisstück benötigt, muss das Reserveschild aushelfen. Das muss allerdings erst beschriftet werden. Mit "Unterföhring", versteht sich.

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