Mitten in Taufkirchen:Gelbes Auslaufmodell

Früher ging ohne die Post überhaupt nichts - heute verdienen sich stattdessen Gemeindemitarbeiter etwas dazu

Von Stefan Galler

Es ist schon bitter für die Deutsche Post: Früher führte an den rasenden Brief- und Paketzustellern kein Weg vorbei. Und das Telefonwesen gehörte auch noch zum Imperium des ehemaligen Monopolisten. Dann kam die große Privatisierung 1994 - und mit dieser wurde es etwas unübersichtlicher. Post-Tochter Deutsche Telekom muss sich nun auf dem Mobilfunk- und Festnetzmarkt mit englischer und spanischer Konkurrenz herumschlagen, die Pakete bringen nicht nur die gelben DHL-Autos, sondern Amerikaner mit braunen Transportern oder Nordlichter mit dem Namen griechischer Götterboten.

Und Briefe? Pah, wer greift heute schon noch zu diesem antiquierten Mittel, außer vielleicht die kommunale Verkehrsüberwachung. Da könnte man ja gleich eine Flaschenpost losschicken. Alles geht per SMS und Messenger-Dienst. Und natürlich via E-Mail, womit nicht nur die Post, sondern auch das gute alte Telefax oder Telex ausgedient hat. Unvergessen, wie sich Manni Kopfeck, der Spezl und Kollege des Monaco Franze, in der Dietl-Serie die Namen eines entführten tibetanischen Tempelhundes und von dessen Eltern ("Brauch' ma des denn ois?") als Telex schicken ließ. Der "Shih Tzu" hieß Telotale oder so ähnlich und Kopfeck beendete die Diskussion um das Telex mit dem Satz: "I bin doch net beim Erkennungsdienst."

Damals waren die Beamten eben noch spezialisierte Fachkräfte. In Taufkirchen, Brunnthal und einigen anderen Gemeinden sind in diesen Tagen die Rathausangestellten in Bau- und Hauptamt nicht nur mit ihren Fachbereichen, sondern mit einer Spezialaufgabe betraut: Sie stellen den Gemeindebürgern die Benachrichtigungen für die Bundestagswahl höchstselbst zu. Das sei schon länger gängige Praxis, sagt Wolfgang Walser, Leiter des Ordnungsamtes in Taufkirchen, und er nennt dafür mehrere Gründe. Man könne so kontrollieren, ob noch alle Adressen stimmten, sicher gehen, dass alle Benachrichtigungen auch wirklich zugestellt werden und man spare sich das Porto. Dafür bekommen die Rathausangestellten eine Aufwandsentschädigung, die ein bisschen geringer ausfällt als das Porto (28 Cent pro Brief), sich für die Mitarbeiter aber lohnt.

Läuft nicht für die Post. Das Gegenteil von Monopolist ist wohl Auslaufmodell.

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