Mitten in Pullach:Die Seele muss drinnen bleiben

Bei Regen fällt das Om der Frühaufsteherinnen für dieses Jahr leider aus

Kolumne Von Claudia Wessel

Dieses wunderbare Geräusch, das plötzlich durch die offenen Fenster dringt. Kann es tatsächlich sein? Fallen da Tropfen auf die Blätter im Hof? Regnet es wirklich? Nass geschwitzt ohne das Geringste getan zu haben, unausgeschlafen, da in der Hitze hin und hergewälzt, bedrängt von heißer Luft, hofft man auf Abkühlung und öffnet die Balkontüren noch weiter an diesem Sonntagmorgen um 6 Uhr.

Dann fällt es einem siedendheiß ein: Ausgerechnet heute hätte es ja nicht regnen dürfen! Genau heute wollte man doch um 8 Uhr früh zum Yoga auf der Dachterrasse in der Yogalounge in Pullach. Die "Praxis der Freiheit", wie Inhaberin Susanne Giesse auf der Homepage verkündet, wollte man endlich mal wieder mitmachen, bevor der Sommer ganz vorbei ist. "Draußen Yoga zu üben, ist freier", schreibt die Yogalehrerin, "aber ohne Referenzpunkte von Wänden auch durchaus herausfordernder". Darauf wollte man sich einlassen, "mutig nach draußen gehen, die Seele frei lassen und die Fülle des Seins wahrnehmen". Und nun das.

Da kommt auch schon die aktuelle Nachricht aus der Yogalounge. "Hallo, ihr Lieben. Da es eben geregnet hat und die Nässe das Üben auf dem Dach nicht möglich macht, entfällt heute leider die Yogaklasse auf dem Dach. Herzensgrüße und hoffentlich bis nächsten Sonntag." Ach, es wäre doch so schön gewesen, hoch oben über der Isar die Yogamatte auszubreiten, die letzten Taunebel über dem Fluss zu bewundern, gemeinsam mit anderen Frühaufsteherinnen ein Om in den Kosmos zu senden und dann ganz besonders befreiende Übungen zu machen. Auch beim letzten Mal war das tatsächlich wunderbar. Es muss im Jahr 2017 gewesen sein und wirkte so nachhaltig, dass eine Wiederholung sich Zeit ließ.

2018 erging es einem dann leider genauso wie heuer. Genau an dem einen Tag, an dem alles passte, vom inneren Schweinehund bis zu den Sonntagsplänen und der Zubettgehzeit am Samstag fiel es wegen Regen aus. Jetzt sieht alles danach aus, als würde es an den kommenden Sonntagen wieder nicht mehr passen. Aber 2020 ist schließlich auch noch ein Jahr.

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