Mitten in Pullach:Alles in einen Tontopf

Jetzt ist die Zeit, in der sich reuige Sünder endlich zu ihren kommunalpolitischen Verfehlungen bekennen sollten

Kolumne von Claudia Wessel

Tagelang durften die Bürgermeister, Gemeinderäte, Kreisräte, Ortsvorsitzenden im Landkreis jetzt ihre politischen Sünden im Kreise der Familie vergessen. Da ging es nur darum, ob die Ente resch gebraten war und man sich für die Einladung auch höflich genug bedankt hatte, damit die Köchin nicht beleidigt war. Und darum, beim Auspacken der Geschenke im richtigen Moment ein entzücktes Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, das möglichst echt aussah.

Jetzt aber ist die Familie abgereist und man findet sich mitten in den Raunächten wieder. Einer der traditionellen Bräuche in dieser Zeit ist es, von alten Gewohnheiten loszulassen und zu reflektieren, was alles schief gelaufen ist. Da könnten beispielsweise die Mitglieder der Pullacher CSU und der WIP (Wir in Pullach) reumütig bekennen, dass sie durch ihre Absage an einen Schwimmbad-Neubau an neuem Standort das Projekt erheblich verzögert haben. Denn die Untersuchungen einer Planerin über die Möglichkeiten, am alten Standort das Bad neu zu errichten und das bei laufendem Badebetrieb ergaben, dass dabei nur Mist, pardon, nichts Gutes und Sinnvolles herauskommen kann.

In Grünwald könnte Jan Neusiedl zugeben, dass er und seine Partei bisher noch keinen Piep dazu gesagt haben, ob er wieder als Bürgermeisterkandidat antritt und wie die Liste der CSU in der Gemeinde aussehen wird. Die CSUler könnten bereuen, dass sie dem Wähler unnötig lange Ungewissheit bescheren. Wahlkampf durch Schweigen ist ja nicht wirklich ein bürgerfreundliches Konzept.

Vom Aberglauben wird Sündern empfohlen, die Verfehlungen auf einen Zettel zu schreiben und in einem Tontopf zu verbrennen. Besserung trete damit automatisch ein. Vielleicht noch rechtzeitig zur Kommunalwahl am 15. März.

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