Süddeutsche Zeitung

Mitten in Ottobrunn:Baumspender gesucht

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Langsam wird es Zeit, sich nach einem Christbaum umzuschauen. Das Rathaus im waldarmen Ottobrunn hofft auf die Hilfe der Bürger

Kolumne von Michael Morosow

Nur noch zwei Monate sind es bis zur Bescherung am Heiligen Abend, deshalb drängt allmählich die Zeit, sich um eine geeignete Tanne, Fichte oder Kiefer umzuschauen. Man selbst sucht dazu einen Christbaumhändler seiner Wahl auf - leider meist, wenn die schönsten Bäume schon vergriffen sind. Aber was machen Städte und Gemeinden, wenn sie ihren Rathausplatz mit einem prächtig gewachsenen Weihnachtsbaum schmücken möchten?

Münchens OB Dieter Reiter muss sich darüber keinen Kopf machen. Seit 1977 spenden Gemeinden aus Bayern und den Alpenländern der Landeshauptstadt generös den schönsten Baum, den sie auf ihren Fluren finden konnten. Im Vorjahr war es eine 22 Meter hohe Tanne aus Steingaden im Landkreis Weilheim-Schongau, die von Bauhofmitarbeitern mit rund 2000 Lichtern geschmückt wurde, ehe Reiter das traditionelle "3, 2, 1 - Licht" ausrufen konnte. Wenn es ganz dumm läuft, dann heißt es heuer in Ottobrunn "3, 2, 1 - dunkel". Die Gemeinde hat zwar genügend Lichterketten, aber keinen Baum, um den sich diese binden ließen. Ein solches Drama hat sich schon lange abgezeichnet, denn Ottobrunn besteht im Großen und Ganzen aus der auf beiden Seiten bebauten Tegernseer Landstraße, besitzt daher kaum eigenen Wald, in den es Angestellte mit der Axt schicken könnte. Und das kleine Amalienwäldchen liegt mitten im Landschaftsschutzgebiet und ist eine grüne Lunge für die Menschen im Ort. Woher also einen Baum nehmen, wenn nicht stehlen?

Die Gemeinde hat jetzt die Bevölkerung zur freiwilligen Herausgabe von insgesamt sieben Christbäumen aufgefordert. In einem Aufruf des gemeindlichen Bauhofs heißt es: "Um auch in diesem Jahr wieder einen prächtigen Christbaum auf dem Rathausplatz und sechs kleinere Bäume im Ortsgebiet aufstellen zu können, braucht der Bauhof Ihre Mithilfe: Wer im Garten eine Fichte oder Tanne hat, die laut Baumschutzverordnung zur Fällung freigegeben und die als Christbaum tauglich ist, wird gebeten, sich beim gemeindlichen Bauhof (bauhof@ottobrunn.de) zu melden. Die Bäume werden kostenfrei abgeholt."

Es werden sich für dieses Mal hoffentlich genügend Leute finden lassen, die ihrer Gemeinde mit einem Nadelbaum aus ihrem Garten aushelfen werden. Aber das Grundproblem der baumschwachen Ottobrunner bleibt. Und am 1. Mai 2022 soll ein möglichst prächtiger Maibaum aufgestellt werden. Hat da schon jemand eine Idee?

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Quelle:
SZ vom 26.10.2021
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