Süddeutsche Zeitung

Mitten in Oberhaching:Ramadama auf Schwedisch

Im Further Bad soll aufgeräumt werden. Es ist die Gelegenheit zum Plogging und mehr.

Von Claudia Wessel

Ramadama. Allein dieses Wort ist ja bereits sehr fantasievoll und fordert schon durch den Klang dazu auf, bei dieser vor allem im Herbst nach den Müllsünden des Sommers verbreiteten Säuberungsaktion mitzumachen. Wer des Bairischen mächtig ist, weiß, dass dies übersetzt heißt: Aufräumen tun wir. Das sieht dann so aus, dass sich umweltbewusste Menschen etwa an einem Samstag treffen, ausgerüstet mit Müllbeuteln und Müllzangen, sich gemächlich durch die Landschaft bewegen und dabei den Blick ins Gras wenden. Sehen sie dort liegengebliebene Flaschen, Chipstüten und andere Picknick-Hinterlassenschaften von Sonnenbadenden, greifen sie von oben mit ihren Zangen zu.

Natürlich werden auch zerstörte Campingstühle, kohleverschmierte Grills und andere große Gegenstände entfernt. Trotzdem ist Ramadama wohl eher eine Sache, die man gemächlichen Ganges erledigen kann, der natürlich auch anstrengend wird, je länger die Strecke ist. Zur Belohnung erwartet die Teilnehmer üblicherweise eine deftige Brotzeit.

Heutzutage aber genügt diese gemütliche Version des Aufräumens nicht mehr, denn aus Schweden schwappt ein Trend zu uns herab. Die neue Art des Ramadama nennt sich jetzt Plogging. Das Wort ist zusammengesetzt aus "plocka", dem schwedischen Wort für aufheben oder pflücken, und Jogging. Mit Müllzangen mal hier und da im Gras stochern und ansonsten spazierengehen reicht also nicht mehr. Beim Aufräumen wird gleichzeitig Sport getrieben, die Gesundheitsuhr am Handgelenk misst dazu die Körperwerte und die verbrauchten Kalorien. Da eine lange Müllzange eher beim Laufen hindert, müssen Handschuhe genügen, so dass das Laufen durch Rücken trainierendes Bücken ergänzt wird.

Der Herbst-Ramadama wird zum Beispiel auf der Oberhachinger Gemeinde-Homepage für Samstag, 8. Oktober, angekündigt. Ort des Geschehens soll das Naturbad Furth in der Badstraße 5 sein. Dazu aufgerufen wird von den Freunden des Further Bads, ein Hinweis zu dem Tag lautet: Die Veranstaltung ist für Senioren besonders gut geeignet. Man mag den älteren Herrschaften dann eben noch erlauben, in aller Ruhe mit der Zange ums Becken zu schreiten. Die Jugend aber sollte mindestens ploggen. Und wenn man schon im Bad ist, dessen Wassertemperatur laut www.furtherbad.de derzeit 13 Grad Celsius beträgt, dann kann man doch gleich noch eine schwedische Tradition einführen: das Eisbaden. Sollen schon die Wikinger vor 1000 Jahren gemacht haben und bereitet sicher gut auf einen Winter ohne Heizung vor.

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