Mitten in Kirchheim:Wie der Max so der Markus

Socialmedia-technisch zeigt Kirchheims junger Bürgermeister, wie es geht. Jetzt hat er offenbar einen prominenten Follower aus der Staatskanzlei gefunden

Kolumne Von Christina Hertel

Viele bunte Bilder auf Instagram und Facebook gehören inzwischen zur Politik wie der Rausch zur Wiesn. Den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) kann man wohl als König der Selbstinszenierung im Netz bezeichnen. Wenn er süße Schäfchen in den Armen hält oder seinen toten Hund streichelt, liken das Tausende. Doch wer hätte gedacht, dass er sich die Inspiration für seine Social-Media-Aktivitäten ausgerechnet aus einer 12 000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis München holt?

An dieser Stelle wurde der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl - wie Söder von der CSU - ja schon einmal als PR-Maschine bezeichnet. Die Grünen nennen ihn wiederum den Kirchheimer Posterboy. Und offensichtlich hat selbst der Ministerpräsident erkannt, was Böltl socialmedia-technisch drauf hat. Zumindest ist bei den neuesten Posts die Ähnlichkeit verblüffend: Zum Schulstart postete Söder ein Kinderfoto mit Schultüte - auf diese Idee kam Böltl schon vor Jahren. Heuer postete der Kirchheimer Bürgermeister ein Foto in einem neongelben Warnmantel mit Kelle in der Hand, um auf den Verkehr aufmerksam zu machen. Wichtiges Thema, dachte wohl auch Söder und veröffentlichte zwei Tage später ein Bild, das aussieht, als hätte bloß jemand mit Photoshop Böltls Kopf wegretuschiert.

Wie es kommt, dass sich Söder ausgerechnet an dem Kirchheimer Bürgermeister orientiert? Vielleicht weil Böltl immer aussieht, als könnte er in einer Vorabendserie den perfekten Schwiegersohn spielen und sich Söder ja, seitdem er Ministerpräsident ist, um ein glatt gebügeltes Image bemüht. Tatsächlich haben sich die beiden vor einem Jahr bei einem Fußballspiel getroffen. Einen Tipp hat Böltl damals aber vergessen: wie man Mittagessen fotografiert. Auf Söders Account sieht man Eintopf, der aussieht wie Erbrochenes, ein Steak, das man für eine alte Schuhsohle halten könnte, oder ganz neu: ein Rollmops in Großaufnahme. Wenn Söders 30 000 Followern nicht der Appetit vergehen soll, sollte Böltl darüber mal mit ihm reden.

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