Knapp 45 Jahre ist es her, dass der niederländische Entertainer Rudi Carrell allen Wetter-Nörglern eine Stimme gab: "Wann wird's mal wieder richtig Sommer, ein Sommer, wie er früher einmal war? Ja, mit Sonnenschein von Juni bis September und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr", trällerte er gegen das seinerzeitige meteorologische Mühsal an. Auch heute noch wird der Schlager gern genommen, sobald spaßbremsende Tiefdruckgebiete das sommerliche Terrassenglück eintrüben. Dabei werden aber die Sommer seit Jahren immer heißer.
Genau wie die Winter. Würde der 2006 verstorbene Showmaster noch leben, hätte er seinen Sommersong zumindest für heuer trefflich umtexten können - zum Beispiel in "Wann wird's mal wieder richtig Winter, ein Winter, wie er früher einmal war? Ja, mit Schneefall vom ersten Advent bis zum Märzen, und nicht so warm und so trocken wie in diesem Jahr." Und Carrell würde wahrscheinlich mit seinem Wunsch nach weißer Weihnacht, klirrenden Januarfrösten und schneebedeckten Schlittenbergen im Flachland nicht nur den Kindern aus der Seele sprechen. Ski und Rodel gut, heißt es derzeit nur in höheren Gefilden. Wenn überhaupt. Fürs Wochenende verheißt der Wetterfrosch T-Shirt-Wetter mit Werten um die 17 Grad.
Wie groß aber das Verlangen nach Schneeflöckchen, Weißröckchen auch im Landkreis München ist, lässt sich derzeit ganz leicht per Klick ermessen: Wer zum Beispiel auf die Homepage der Gemeinde Ismaning schaut, dem springt die Schnee-Sehnsucht der Flachlandbewohner geradezu in die Augen. Das Foto zur digitalen Begrüßung zeigt das abendlich erleuchtete Schloss, im dem der Bürgermeister und die Verwaltung residieren, gelegen im schön verschneiten Garten. Vermutlich werden sich nur die Älteren noch erinnern, wie es sich ganz analog angefühlt hat, durch frisch gefallenen Schnee zu stapfen, der jedes Geräusch verschluckt und allem ein weißes Winterkleid anzieht. Solche Romantiker, diese Ismaninger, dass sie ihr Winter Wonderland weltweit teilen.