Mitten in Haar:Weggeblasene Winterfreuden

Wegen einer Verkettung mehrerer Umständen müssen die Einwohner der Gemeinde ihre Schlittschuhe noch im Schrank lassen

Von Bernhard Lohr

Corona hin, Einschränkungen her. Manche Dinge ergeben sich wie von selbst. So lassen sich viele ihre Winterfreuden nicht nehmen, sobald ein See zugefroren ist. Sie treibt es bei Minusgraden raus zum Deininger Weiher. Sie schnüren ihre Schlittschuhe und skaten los. Sie drehen auf dem zugefrorenen See Pirouetten und spielen Eishockey. Und die Polizei findet, dass bisher die Abstandsregeln eingehalten würden. Jedenfalls muss dort niemand den Wasserhahn aufdrehen, damit eine schöne Eisfläche entsteht und der Spaß beginnt - wie beim Eislaufplatz in Haar zum Beispiel.

In Haar haben bisher alle noch ihre Schlittschuhe im Schrank liegen und warten. Denn der Bauhof hat die Fläche am Jahnsportgelände noch nicht präpariert. Aus dem Rathaus heißt es, dass es noch nicht lange genug ausreichend kalt sei. Mindestens beständige fünf bis zehn Grad minus über mehrere Tage hinweg seien notwendig, um eine Eislauffläche hinzubekommen. Aber vielleicht lässt man es heuer auch bleiben, damit am Eisplatz nicht zu viele zusammenkommen und sich am Ende infizieren. Wer weiß?

Jedenfalls müssen sich SPD und Grüne in Haar später nicht nachsagen lassen, dass sie Spielverderber wären und Schuld daran hätten, wenn das Eisvergnügen platzt. Die Gefahr bestand. Denn sie haben mit ihrer Mehrheit vergangenen Herbst beschlossen, dass die Mitarbeiter vom gemeindlichen Bauhof ein Jahr auf Probe auf die zugegeben lauten, nervigen und die Umwelt schädigenden Laubbläser verzichten. Darüber freuten sich viele. Doch es brachte auch manches mit sich, an das man nicht gleich dachte. So führte es dazu, dass der Bauhof die von hohen Bäumen umgebene Betonfläche vom Eislaufplatz nicht wie sonst von Laub befreite. Wäre das Laub dann dort angefroren, wäre es vorbei gewesen mit der Aussicht auf eine spiegelglatte Eisfläche. Und so gingen SPDler und Grüne mit gutem Beispiel voran und räumten die Fläche bei einer Gemeinschaftsaktion mit Rechen und Besen frei. Soweit wäre also alles bereit. Die Temperaturen sollen in den nächsten Tagen weiter sinken.

Wie die Haarer den Verzicht auf die Laubbläser erlebt haben und was sie davon halten, das können sie bald der Gemeinde direkt mitteilen. Das Rathaus plant eine Befragung, von der abhängen wird, ob der Bauhof auf Dauer ohne diese Geräte auskommen muss. Vielleicht wollen viele die neue Ruhe nicht mehr missen. Vielleicht haben sie gelernt, mit dem Laub zu leben und hin und wieder gemeinsam den Rechen und den Besen zur Hand zu nehmen. Die unbeschwerten Winterfreuden hat den Haarern sowieso das Coronavirus versaut. Das wird ohne lärmende Geräte ganz leise bekämpft, mit einem Pieks - nur ein paar hundert Meter vom Eislaufplatz entfernt, im Impfzentrum an der Wasserburger Straße.

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