Mitten in Haar:Androiden im Anmarsch

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Roboter übernehmen heute Arbeit, die keiner machen will. Zwei Haarer Superhirne fragen sich bei einem Gesprächsabend, ob sie sich ihre Jobs nicht bald aussuchen

Glosse von Michael Morosow

Die Schlagersängerin Johanna von Koczian trällerte einst: "Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem, sagt mein Mann." Das war 1977, zu einer Zeit, da über Männer mit archaischem Rollenverständnis noch kein Shitstorm hereinbrach, was auch daran gelegen haben mag, dass damals das Internet hierzulande noch nicht am Start war. Heutzutage behaupten die Kerle zwar, sie packten ohnehin viel mehr im Haushalt mit an, doch Ergebnisse von Umfragen deuten darauf hin, dass der Mann im Hause seinen alltäglichen Beitrag positiver sieht als der Rest der Familie.

Wie dem auch sei, es waren sicher Männer, die den Staubsauger-Roboter erfunden haben, auch den Nasswisch-Roboter und den Fensterputz-Roboter, den Mäh-Roboter und außerdem, für junge Familienväter, den Babyschaukel-Roboter. Digitale Dienstmägde respektive Dienstknechte also, die zwar keinerlei Liebreiz verströmen, aber, wenn man sie gleichzeitig losschickte, einen Großputz veranstalten könnten, den die Welt noch nicht gesehen hat. Dass noch kein Roboter dieser Welt Schuhbänder binden kann, ist zu verschmerzen. Wer gleichzeitig die superschlaue und breit vernetzte Sprachassistentin Alexa als guten Geist im Hause hat, der muss bald gar keinen Finger mehr rühren: "Alexa, lass den Rasen mähen!"

Die nächste Generation der Haushaltsroboter soll nun sogar Greifarme bekommen, bis auch ihre persönlichen Rufnamen auf Klingelschildern stehen werden, kann es nicht mehr lange dauern. Nachdem jetzt bereits Autos ohne einen Menschen am Steuer gut zurechtkommen, und sicher bald jeder Putzlappen mit einem Fleckerkennungsmodul ausgestattet sein wird, stellen sich allmählich die Fragen: Werden Androiden die Weltherrschaft übernehmen? Kann künstliche Intelligenz blöd machen?

Über Zukunft und Chancen der KI können Interessierte, so sie aus Fleisch und Blut sind, an diesem Mittwoch allerlei in Erfahrung bringen. "Sind Roboter die besseren Menschen?", lautet der Titel eines Gesprächsabends bei der Volkshochschule Haar, für den zwei Superhirne aus der heimischen Wirtschaft gewonnen werden konnten: Ulrich Leiner, Forschungskoordinator bei der Fraunhofer-Gesellschaft, und Peter Siemsen, Technischer Leiter bei der BMW Group. Beide sitzen in ihrer Freizeit im Haarer Gemeinderat, wer weiß, welche Überlegungen sie für die nächste Bürgermeisterwahl anstellen. Egal, wer siegt: Damit auch wirklich keinem Androiden das Amt zufällt, sollte man ihn Schuhbänder binden lassen.

© SZ vom 19.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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