Mitten in Grünwald:Dicke Luft um saubere Luft

Lesezeit: 1 min

Die Grünen finden, Jan Neusiedl sollte im Kreistag öfter erzählen, wie sich das Corona-Problem in Schulen lösen lässt

Kolumne von Claudia Wessel

In Neubiberg stehen große dunkle Monster in den Klassenzimmern und laut Aussage der Schüler und Lehrer brummen sie. Das ist aber nicht so schlimm, denn an dieses Geräusch gewöhnt man sich mit der Zeit, wie alle einhellig versichern. In den Klassenzimmern in Grünwald muss man sich erst mal richtig umschauen, um überhaupt so etwas wie Luftreiniger zu entdecken. Ein kleines weißes Kästchen hängt da vielleicht an der Wand oder steht unauffällig herum. Geräusche macht es fast gar nicht. Und es hat im Vergleich zu den Luftfiltergeräten in vielen anderen Schulen einen weiteren Vorteil: Man muss es nicht warten, denn es enthält keine Filter, die man austauschen muss. Es handelt sich um Plasma-Technologie. Die Gemeinde hat diese Geräte bereits vor den Weihnachtsferien angeschafft.

Die Grünen und die Parteifreien im Grünwalder Gemeinderat hatten nun eine Frage, die ebenfalls durchaus im weitesten Sinne mit Schule zu tun hat: Schwänzt Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) die Kreistagssitzungen beziehungsweise die Ausschusssitzungen des Kreistages, statt dort Werbung für die Grünwalder Lösung zu machen? So drückten sie sich natürlich nicht aus, sondern eher durch die Blume. "Ich lese ja gerne", sagte etwa Grünen-Gemeinderätin Ingrid Reinhart. Und daher lese sie auch furchtbar gerne die Protokolle der Kreistagssitzungen und da sei ihr aufgefallen, dass ihr Bürgermeister, der auch Kreisrat ist, im Plenum und in den Ausschüssen sehr oft fehle. "Ich ärgere mich schon, wenn ich sehe, wie sporadisch Sie da teilnehmen."

Dabei handele es sich aber auf gar keinen Fall um Schwänzen, beeilte sich Neusiedl zu betonen, natürlich auch mit anderen Worten. "Wenn ich nicht da bin, habe ich meine Gründe", sagte er. Und außerdem werde er in diesem Falle vertreten. Auf den Einwurf von Reinhart, es sei "doch sehr schade, wenn viele diese lauten Dinger haben, wenn es bessere gibt", erwiderte Hauptamtsamtsleiter Tobias Dietz, einer der psychologischen Bodyguards des Ortschefs, es müsse doch inzwischen wirklich bekannt sein, dass Grünwald die Plasmatechnologie nutze. "Wir haben so viel Pressearbeit gemacht, mehr wäre fast schon schädlich gewesen", fand er. Fest steht auf jeden Fall, wie Dietz ebenfalls mitteilte: Die Plasma-Technologie würde inzwischen auch zu 50 Prozent vom Freistaat gefördert. Daran müsste es also nicht liegen, wenn eine Schule sich mit brummenden Monstern zufrieden gibt.

© SZ vom 29.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: