Mitten in Grasbrunn:Abenteuer Schulweg

Die morgendlichen Busfahrten können aufregend und besorgniserregend sein, aber für die Kinder sind sie das Höchste

Von Lars Brunckhorst

Die Große geht seit diesem Schuljahr aufs Gymnasium. Für die Familie hat das einige Veränderungen zur Folge. Zum Beispiel morgens früher aufstehen, damit die Fünftklässlerin den Bus erreicht, um dann trotzdem nicht rechtzeitig im Unterricht zu sein, gerade jetzt, wenn Schnee liegt. Da kommt der Bus schon mal zu spät oder gleich gar nicht. Dann läutet das Telefon um fünf nach halb acht und die Tochter ist dran, ganz aufgeregt, und man springt - als gute Eltern - ins Auto, um sie selbst zur Schule zu fahren. So wie die anderen Väter und Mütter, die man an der Bushaltestelle trifft.

Aber auch an den Tagen, da der Bus die Kinder im Zeitplan zur Schule bringt, gibt es abends am Essenstisch viel zu erzählen. Vom Kampf um die Sitzplätze, von Mitschülern, die Plätze mit ihrem Schulranzen besetzen oder sich quer auf die Reihen legen, von Freundinnen, die beim Drängeln übereinander stolpern, von in der Tür eingeklemmten Turnbeuteln und von rasenden Busfahrern, die über rote Ampeln fahren und so schnell um die Kurve biegen, dass die Kinder durcheinander purzeln. Letztens hat dabei ein Junge ein Bonbon verschluckt. Da musste der Bus anhalten, erzählt die Tochter, und der Rettungsdienst kommen, weil der Klassenkamerad schon ganz blau im Gesicht wurde.

Einer der Busfahrer hat dafür eine rote Nase. Weil er angeblich morgens schon eine Bierflasche an den Hals setzt - "ich schwöre", sagt die Zehnjährige. Ist es da ein Wunder, wenn er unlängst mittags die Abzweigung verpasste und die Kinder statt heim nach Grasbrunn nach Vaterstetten brachte? Das gab, wie die familieneigene Zeugin glaubhaft berichtet, ein Heulen und Kreischen im Bus. Während man als besorgte Eltern also erwägt, ob man nicht künftig - Umweltbewusstsein hin, Erziehung zur Selbständigkeit her - lieber jeden Tag den Chauffeur gibt, fragt die Oma, bei der die Familie über Weihnachten zu Besuch war, ihr Enkelkind, wie es denn so ist auf dem Gymnasium. "Gut", kommt die Antwort. "Und was ist am schönsten?" - "Das Busfahren."

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