Mitten in Brunnthal:Ein Königreich für ein Bett

Wer hat sich eigentlich diese riesigen Boxspring-Betten ausgedacht, die in Möbelhäusern stehen, aber in kleine Münchner Wohnungen nicht rein passen?

Von Christina Hertel

Möbelhaus am Wochenende - diese Vorstellung löst bei vielen Menschen panikartige Zustände aus: schreiende Kinder, streitende Pärchen, meterlange Regale voll mit Duftkerzen. Noch schlimmer wird es, wenn man ganz dringend etwas braucht. Im Fall der Autorin: ein Bett. Klingt nach einer leicht zu lösenden Aufgabe? Ist es nicht. Mit dem Anhänger geht es etwa drei Stunden rund um München, von Brunnthal im Süden, nach Freiham im Westen und Aschheim im Norden. Fast 100 Kilometer. Der Anhänger, so viel sei verraten, blieb bis zum Schluss leer. Schuld ist nicht etwa der extravagante Geschmack, sondern: Amerika.

Wer die Welt aufmerksam beobachtet, hat festgestellt, dass alles immer größer wird - ganz klar ein Trend aus den USA. Aus dem kleinen Handy wurde ein Smartphone mit Riesendisplay, für das man eine extra Handtasche braucht. Aus dem Kleinwagen wurde ein dickes SUV mit Allradantrieb - eigentlich bloß sinnvoll für Menschen in einsamen Bergdörfern. Beim Möbelhaus-Besuch muss man feststellen: Selbst vor Betten macht die XXL-Mode nicht Halt.

Egal welches Möbelhaus - ob in Aschheim oder Brunnthal - alles was man dort findet, sind riesige Bettenburgen. Bei einem Menschen mit einer Körpergröße von 1,65 Meter baumeln die Füße herunter, wenn er darauf sitzt. Die Lehnen sind gepolstert und mit Stoff oder Kunstleder bezogen. "Boxspringbett" heißt das Modell, zu dem es offensichtlich keine Alternative mehr gibt. Meistens stapeln die Möbelhändler mindestens zehn Kissen darauf - vielleicht, damit es noch mehr nach High-School-Film aussieht.

Das Problem ist nur: Die Autorin ist keine Cheerleaderin mit Pool vor der Haustür. Sondern Journalistin mit einem zwölf Quadratmeter großen Schlafzimmer. Wahrscheinlich geht es den meisten Menschen in der Region München genauso. Die Mieten sind zu teuer für Luxusschlafzimmer. Die große Frage ist nur: An wen verkaufen die Möbelhändler ihre Prinzessinnenbetten? Die Autorin jedenfalls hat beschlossen, sich jetzt selbst eins zu bauen. Schlicht, flach und aus Holz.

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