Mitten in Baierbrunn:Men's Health für Krankgeschriebene

Die "Apotheken-Umschau" hat eine neue Zielgruppe entdeckt: mittelalte Männer

Kolumne von Martin Mühlfenzl

Wer hätte das gedacht? "Spinat macht stark!" Und noch etwas: "Nehmen Sie doch einmal ein Bad im Moor". Denn: "Torf heizt dem Körper ein." Und wer es wirklich noch nicht wusste: "Seebäder - Urlaub an deutschen Küsten hat Tradition." All das würde der nach Gesundung suchende Kranke nicht erfahren, wenn in den meisten Apotheken nicht seit Jahren zuverlässig eine Zeitschrift zum kostenlosen Mitnehmen ausliegen würde: die Apotheken-Umschau, die in ihrer aktuellen September-Ausgabe über genannte Themen informiert. Dieser "Stützstrumpf der Nation", wie das nach Auflage zweitstärkste Magazin der Republik mit etwa 20 Millionen Lesern gerne genannt wird.

Mit solch weichgespülten Frauenthemen soll jetzt aber - zumindest teilweise - Schluss sein. Die "Rentner-Bravo", wie der Verlag aus Baierbrunn seine bekannteste Publikation selbst stolz nennt, plant den Umbruch. "Jünger und männlicher" soll das Blatt mit einer Auflage von nahezu neun Millionen Exemplaren werden, und die Männerthemen sollen "kantiger" und "nicht so bierernst" daherkommen, meldete am Mittwoch die Nachrichtenagentur dpa. Was in Zeiten von Genderdiskussion schon mal für sich bemerkenswert ist.

Das Zielpublikum wird auch benannt: "Wir wollen klar machen, dass man das bequem auch mit 35 lesen kann", sagt Chefredakteur Hans Haltmeier. Vorbei die Zeiten, als sich die Lesephasen des Mannes noch in vier Lebensabschnitte gliedern ließen: Mickey Mouse, Bravo, Playboy und - erst zum Lebensende - Apotheken-Umschau. Also ihr Jungspunde: Nasentropfen oder Wärmepflaster in der nächstgelegenen Apotheke abholen, das Gratis-Blatt dazu packen und ab aufs Kanapee daheim. "Men's Health" für Krankgeschriebene sozusagen.

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