Mitten im Landkreis:Town Hall im Hobbykeller

Der Managersprech greift in der Corona-Krise mehr und mehr um sich. Aufregender wird das gestreamte Leben dadurch auch nicht

Glosse von Lars Brunckhorst

Mist! Oder passender: Missed! Jetzt haben wir doch tatsächlich die "Digitale Town Hall" mit Anton Hofreiter verpasst, zu der die Grünen für Mittwochabend eingeladen hatten. Aber die Partei hatte ja vorher auch keinen Reminder mehr versendet, geschweige denn rechtzeitig eine E-Mail mit dem Betreff: Save the Date. Da ist, was Meeting-Deutsch betrifft, also noch Luft nach oben bei Habeck, Baerbock und Co., die mit ihrem Bundesparteitag gerade erst das Netz gerockt haben.

Workshop, Roadshow, Fishbowl - solche Umschreibungen für mäßig spannende Arbeitskreise, Informationsveranstaltungen und Diskussionsrunden sind ja schon zu normalen Zeiten lächerlich; Wenn die Teilnehmer aber verstreut in ihren Wohnzimmern, Küchen und Hobbykellern sitzen, entsprechen sie nicht einmal im Entferntesten einem Arbeits- oder Stuhlkreis oder gar einem Straßentheater. Dass dieses Managersprech dennoch langsam alle Lebensbereiche durchdringt, muss auch damit zusammenhängen, dass wir alle eben dieses Leben zu immer größeren Teilen nur noch in Livestreams oder Skype-, Zoom- und Teams-Konferenzen verbringen.

Irgendwie erinnert das an Gerhard Polt, der in der Rolle als Bürgermeister von Bad Hausen ausländischen Kurgästen "Fresh Air Snapping" und "Mushroom Searching" empfiehlt. Daher: Bevor jetzt einige Bürgermeister auf die Idee kommen, ihre Bürgerversammlungen in Town Hall Meetings umzubenennen, merke: Aufregender werden sie dadurch nicht. CU!

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