Mitten im Landkreis:Tödliches Tempolimit

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In der freiheitlichen Welt von FDP-Kreisrat Tobias Thalhammer sind Verbote der Anfang allen Übels. Kein Wunder, dass er auch Geschwindigkeitsbegrenzungen für lebensgefährlich hält

Von Stefan Galler

Ein deutsches Sprichwort besagt, dass es keinen größeren Dieb gibt als den Schlaf. Denn: Er raubt uns das halbe Leben. Eine Einschätzung, die nicht jeder teilt. So hat der Neubiberger FDP-Politiker Tobias Thalhammer herausgefunden, dass das in zahlreichen europäischen Ländern geltende Tempolimit auf Autobahnen ein noch üblerer Komplize des Schlafes ist - denn diese Geschwindigkeitsbegrenzung gibt sich mit dem halben Leben nicht zufrieden, sondern bringt uns gleich ganz um. Klingt verquer, ist in Thalhammers freiheitlicher Welt aber einfach zu erklären: Das Tempolimit sorge dafür, dass Fahrer reihenweise am Steuer einschlafen und tödliche Unfälle verursachen. Wenn man diese Argumentation weiter spinnt, heißt das nichts anderes als: Autofahrer wären nachts auf der Autobahn sicher wie in Abrahams Schoß, wenn sie nur voller Adrenalin pressen dürften, bis die Zylinder qualmen.

Im Kreisausschuss, wo der Liberale seine Theorie im Rahmen einer Diskussion über den Lärmschutz im Landkreis öffentlich ausbreitete, muss sich Thalhammer vorgekommen sein wie ein politischer Geisterfahrer. Flächendeckend zerlegten die anderen Kreisräte seinen Denkansatz. Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl von der CSU etwa, der sich für eine nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung auf der A 99 aussprach, entgegnete trocken: "Mir ist der Schlaf meiner Bürger wichtiger als, dass auf der Autobahn einer wach bleibt." CSU-Fraktionschef Stefan Schelle, allzeit bereit, dem FDP-Kollegen Paroli zu bieten, konnte seine Erheiterung kaum verbergen: "Rasen für die Sicherheit - das ist die neue Thalhammer'sche Regel", witzelte er.

Noch ein Ratschlag: Selbst wenn Sie erklärter FDP-Anhänger sind, sollten Sie im Falle von Müdigkeit eher das Bett aufsuchen als eine Autobahn. Und sei diese noch so freiheitlich unbeschränkt.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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