Mitten im Landkreis:Tierisch Bock

Zwei CSU-Kandidaten wollen mit einem Hahn-Wolf-Logo für sich werben

Kolumne von Michael Morosow

Für Medienschaffende gilt eigentlich das ungeschriebene Gesetz, Nachnamen nicht zu verballhornen und keine Wortspielchen damit zu betreiben wie etwa: "Fink schießt den Vogel ab" oder "Kurz braucht zu lange". Aber die beiden Erben von Strauß selig, Florian Hahn und Quentin Wolf, wollen es offenbar nicht anders. Der eine, CSU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis München-Land und eine Art Platzhirsch im Revier, der andere CSU-Welpe und Kandidat der Jungen Union für die CSU-Liste - beide haben gar richtig Bock darauf, ihre Namen für ihre Kandidatur zu nutzen, und rufen deshalb junge Künstler dazu auf, Vorschläge für ein Hahn-Wolf-Logo einzureichen, das junge Menschen ansprechen soll. Preisgeld: 200 Euro.

Die Zeichenstifte werden tanzen in den Händen vieler Kreativer, zumal offenbar nicht nur Christsoziale, sondern Zeichner aller Couleur, selbst welche von den Linken und den Grünen, ihre Vorschläge einreichen dürfen. Nachdem aber Florian Hahn und Quentin Wolf in der zweiköpfigen Jury sitzen, kommt wohl das natürliche Ausleseverfahren zur Anwendung, sodass Kunstwerke, die einen zerrupften Hahn auf einem stinkenden Misthaufen zeigen oder einen Wolf mit einem Hahn im Maul, es wahrscheinlich nicht in die engere Wahl schaffen werden. Auch Kunstwerke, die den Hahn zeigen, wie er mit dem Schießgewehr auf den Wolf anlegt, dürften durchfallen.

Vielleicht aber bieten die Bremer Stadtmusikanten eine geeignete Blaupause. Unten der Esel, selbstredend in der Gestalt von Toni Hofreiter von den Grünen. Er kämpft um das Direktmandat, hatte noch im Mai in Umfragen eine Pferdelänge vor dem CSU-Kontrahenten gelegen, hinkt inzwischen aber, nachdem Kanzlerkandidatin Baerbock (ein Traum von einem Nachnamen für ein Logo) gegen die Schienbeine getreten wurde. Darauf der Isegrim, weil doch in jedem Hund - wenn schon kein Quentin - dann doch wenigstens ein Quäntchen Wolf steckt. Ein Stockwerk höher ein schwarzer Kater und ganz oben der stolze Hahn, wie er kräht und lacht. Aber kann man damit eine Wahl gewinnen? Mit Tieren, die im Grimmschen Märchen flüchten müssen, weil sie geschlachtet werden sollen?

Blättern wir also in der Fabel, um wenigstens eine kleine Charakterstudie erstellen zu können. Und was lesen wir? Hahn: hochnäsig, eitel, stolz, hochmütig. Wolf: lügt, gierig, rücksichtslos, böse. Der Prämierung des Sieger-Logos sehen wir mit Spannung entgegen. Von größerem Interesse aber wären die aussortierten Hahn-Wolf-Kunstwerke.

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