Mitten im Landkreis:Auf die Maus gekommen

Wenn eine deutsch-polnische Künstlergruppe Hund und Katz heißt, kann man schon mal den Faden verlieren

Von Iris Hilberth

Tiernamen sind ja erwiesenermaßen etwas total Menschliches. Hasi, Mausi und Bärchen rangieren seit Jahrzehnten auf der Hitliste der verbalen Liebesbeweise von Paaren ganz oben. Aber auch Kindergartenkinder finden nichts dabei, morgens in der Frosch-, der Schmetterlings- oder der Tigergruppe abgegeben zu werden. Die Nachwuchsgruppe des Gartenbauvereins heißt natürlich Grashüpfer, und die im Alpenverein engagierten Familien sind - na? Genau: die Murmeltiere. Alles total niedlich und sympathisch. Dass es in der Kita auch Brüllaffen- oder Nacktmullgruppen gibt, ist dagegen eher unwahrscheinlich.

Nun haben sich Künstler aus dem Landkreis München und dem polnischen Partnerschaftslandkreis Krakau auch der Tierwelt bedient, um ihrem länderübergreifenden Projekt einen griffigen, lebendigen Namen zu geben: Hund & Katz, auf Polnisch Pies & Cat. Ziel ist der deutsch-polnische Künstlerdialog. Das Projekt war kürzlich auch Thema im Kulturausschuss des Münchner Kreistags, allerdings sollte der nicht beurteilen, ob Hunde und Katze überhaupt Freunde werden können. Die beiden können sich ja eher nicht so gut leiden.

Aber wie gesagt, darum ging es in der Sitzung im Landratsamt gar nicht, und die Sache mit Pies & Cat läuft ja auch schon eine Weile ganz gut. Und damit das auch zukünftig der Fall ist, machte der Ausschuss 5000 Euro locker. So weit, so gut. Alle lobten das Projekt und zeigten sich begeistert. Allerdings ging es auf einmal um "Katz und Maus". Oder war es Maus und Katz? Die wichtigste Frage stellte bei dieser nicht unwesentlichen Änderung keiner: Was ist eigentlich aus dem Hund geworden? SPD-Kreisrätin Annette Ganssmüller-Maluche hatte plötzlich in ihrem Redebeitrag den Hund unterschlagen und dafür die Maus mit ins Spiel gebracht.

Aufgefallen ist das niemandem, keiner hat den Kläffer vermisst. Er ist auch nicht wieder aufgetaucht, selbst die Verwaltungsmitarbeiter sprachen von "Katz und Maus". Nun kann man - da beißt die Maus keinen Faden ab - von einem ziemlichen Paradigmenwechsel sprechen. Hund und Katz ist nun mal eine gänzlich andere und wesentlich ausgeglichenere Konstellation als Katz und Maus. Allein aus Sicht der Maus ist das keine gute Entwicklung.

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