Bildung:Mittelschule im Isartal droht das Aus

Lesezeit: 3 Min.

Die Josef-Breher-Mittelschule in Pullach ist zu klein geworden. Die mögliche Lösung, ein Umzug in das Gebäude des Otfried-Preußler-Gymnasiums, für das neu gebaut werden soll, würde mit vorheriger Sanierung an die 70 Millionen Euro kosten. (Foto: Claus Schunk)

Weil eine Sanierung und ein Neubau der Josef-Breher-Mittelschule teuer kämen, die künftigen Schülerzahlen zugleich unsicher sind, erwägen Baierbrunn und Schäftlarn den Wechsel des Schulsprengels. Auch Grünwald sieht sich nach Alternativen um. Infrage kämen Oberhaching und Wolfratshausen.

Von Lisa Marie Wimmer, Udo Watter, Pullach

Zu wenige Klassenräume, keine Aula, keine Sportfreiflächen und die Turnhalle, die man sich mit der Grundschule teilt, ist grundlegend sanierungsbedürftig – die Josef-Breher-Mittelschule in Pullach platzt aus allen Nähten. Ein Neubau könnte das Problem lösen. Doch die Bürgermeister der beiden Sprengel-Gemeinden Schäftlarn und Baierbrunn sind wegen „hoher Baukosten und unsicherer Schülerzahlen“ nicht überzeugt. Auch Grünwald denkt schon über Alternativen nach. Sie alle erwägen eine Zusammenarbeit mit den Schulstandorten Wolfratshausen und Oberhaching. Das wiederum würde das sichere Aus für die Pullacher Mittelschule bedeuten. Schließlich kommen über die Hälfte der Pullacher Mittelschüler aus Schäftlarn, Grünwald und Baierbrunn.

Ausgelöst haben die Zweifel die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie, die kürzlich den Bürgermeistern der insgesamt vier Sprengel-Gemeinden Schäftlarn, Baierbrunn, Pullach und Grünwald vorgelegt wurden. Laut der Studie könnten nach einem Campus-Prinzip die Mittelschule und das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach örtlich zusammengelegt werden. Während das Gymnasium auf der Außensportfläche direkt neben dem jetzigen Gebäude einen Neubau bekäme, würde das alte Gebäude des Gymnasiums demnach für die Mittelschule saniert. Die Kosten würden sich allerdings allein für den Mittelschulanteil auf 70 Millionen Euro belaufen.

Anscheinend zu teuer für Baierbrunns Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG). Er spricht von einer „Explosion der Baukosten“. Diese Explosion kann Pullachs Bürgermeisterin allerdings nicht bestätigen. „Wir haben jetzt mal eine erste Kostenprognose“, sagt Susanna Tausendfreund (Grüne): „Es gibt auch keinen Vergleichswert. Es ist jetzt erst einmal untersucht worden. Das heißt nicht, dass morgen mit dem Bauen begonnen wird.“ Sicher ist sich die Bürgermeisterin in einem Punkt: „Wenn man die Synergien mit dem Gymnasium nicht hätte, würde es noch teurer werden.“ In ihren Augen sei die Lösung mit dem Schulcampus ein „Win-win“. Trotzdem, so sagt Tausendfreund, könne sie verstehen, wenn Baierbrunn und Schäftlarn nicht „Hurra“ schreien würden.

Pullachs Grünen-Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund hat angesichts der hohen Kosten Verständnis für die Kritik ihrer Bürgermeisterkollegen. (Foto: Claus Schunk)

Der nächste Schritt ist laut Pullachs Bürgermeisterin, miteinander zu sprechen und zu klären, was ein gangbarer Weg wäre und wie dieser finanziert werden könnte. Wie die Kosten im Falle eines Neubaus aufgeteilt würden, stehe bis jetzt nicht fest. Üblicherweise, so Tausendfreund, richte sich die Aufteilung nach den Schülerzahlen.

Zum Schuljahresbeginn im September werden 250 Schüler die Josef-Breher-Mittelschule in Pullach besuchen – Tausendfreund zufolge eine „leichte Steigerung“ zu den Vorjahren. Zwischen 50 und 60 Schüler würden aus Schäftlarn nach Pullach kommen, etwa 30 aus Baierbrunn. 44 Schüler besuchen laut Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) aus seiner Gemeinde die Pullacher Mittelschule.

Im Gegensatz zu Susanna Tausendfreund spricht Baierbrunns Bürgermeister Ott von einer ständigen Verringerung der Schülerzahlen, die aktuell nur durch „Einmal-Effekte“ wie Flüchtlinge aus der Ukraine einen zweizügigen Betrieb nötig machten. Daher stellt sich Ott zufolge die kritische Frage, ob der Standort noch zeitgemäß ist und im Sinne der Schüler fortgeführt werden könne. Sein Schäftlarner Bürgermeister-Kollege Christian Fürst (CSU) und er sähen sich daher schon seit Längerem nach Alternativen um. Ihr Vorschlag: Die drei Mittelschulen in Wolfratshausen, Oberhaching und Pullach auf zwei einzudampfen. Eine Zusammenarbeit mit den neuen, dreizügigen Standorten in Wolfratshausen und Oberhaching und deren Spezialangeboten sei sinnvoller als ein kleiner Zusatzstandort mit hohen Kosten und unsicherer Zukunft.

Baierbrunns Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG) stellt sich die Frage, ob der Standort der Mittelschule Pullach noch zeitgemäß ist. (Foto: Claus Schunk)

Die Bürgermeister von Baierbrunn und Schäftlarn haben sich jetzt gemeinsam an das Kultusministerium gewandt. Sie wollen prüfen lassen, „welche Möglichkeiten für Schüler der Mittelschulen im Isartal auf lange Sicht die besten Bildungsmöglichkeiten mit sich bringen“, wie Ott erklärt. Grünwalds Bürgermeister Neusiedl zeigt Verständnis für die Bedenken und das Vorgehen seiner Kollegen. Da bei einem Ausscheiden von Baierbrunn und Schäftlarn zwei Klassen pro Jahrgang nicht mehr gewährleistet wären, hat auch er sich nach Alternativen umgesehen. „Denn ob die Grünwalder Schüler am Marktplatz nach rechts oder links abbiegen, nimmt sich nicht viel“, so Neusiedl. Seine Einschätzung: „Oberhaching hätte Kapazitäten für Grünwald.“ Wenngleich, das sagt Neusiedl auch, er sich das nicht wünschen würde. Für Pullach hätte ein Ausscheren von Baierbrunn, Schäftlarn und Grünwald schwere Konsequenzen: „Die Mittelschule Pullach würde dann insgesamt infrage stehen“, sagt Susanna Tausendfreund.

Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) hat sich auch schon nach Alternativen zur Mittelschule Pullach umgesehen. (Foto: Claus Schunk)

Bereits 2021 hatte die Regierung von Oberbayern dem Antrag der Gemeinde Straßlach-Dingharting auf einen Wechsel des Schulsprengels von Pullach nach Oberhaching zugestimmt. An die 20 Schüler wird die Mittelschule weniger haben, wenn die letzten Schüler aus Straßlach-Dingharting ihren Abschluss gemacht haben.

Pullachs Bürgermeisterin kämpft trotzdem weiter um den Erhalt der Mittelschule: „Damals hat die Regierung gesagt, dass sie den Schulstandort auf der Isarseite für wichtig hält“, so Tausendfreund. Mit den jetzt vier Gemeinden Pullach, Grünwald, Baierbrunn und Schäftlarn und den kurzen Wegen sei der Standort ideal. Außerdem sei die Schule etabliert, habe einen guten Ruf und sei von der Pädagogik gut aufgestellt. „Die Schule ist ein Gewinn für alle, die dort hingehen.“ Nur eben zu klein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFamilien-Influencer
:„Es darf nicht nach Arbeit aussehen“

Die Influencer Lisa und Henry Walser versorgen ihre vier Millionen Follower auf mehreren Kanälen mit Neuigkeiten aus ihrem Alltag. Was spontan wirkt, ist in Wirklichkeit ein durchgetaktetes Familienunternehmen. Ein Hausbesuch.

Von Lisa Marie Wimmer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: