Mini-München im Olympiapark:Kinder an die Macht

Wenn der Bürgermeister noch zur Schule geht und das Studieren bezahlt wird. Ein Tag in der Spielstadt Mini-München.

Petra Markovic

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Mini München

Quelle: Petra Markovic

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Es ist früh am Morgen, die Pforten von Mini-München haben sich gerade geöffnet. Zum 15. Mal findet Mini-München statt, wie alle zwei Jahre. Die Spielstadt für Kinder gibt es bereits seit 30 Jahren im Olympiapark. "Müssen wir jetzt gleich anfangen zu arbeiten?", fragt ein Kind am Stand des Einwohnermeldeamts der Spielstadt.

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Jedes Kind muss zunächst zum Einwohnermeldeamt. In einem Zelt vor der Event-Arena, vor den Toren der Stadt sozusagen, gibt es den Spielpass. Der ist wichtig, denn ohne Pass läuft in Mini-München nichts. Wer einen Spielpass hat, darf arbeiten, kann die Vollbürgerschaft erlangen und vielleicht sogar Bürgermeister werden. Einzige Voraussetzung: Bürger wird nur, wer zwischen sieben und 15 Jahren alt ist.

Mit dem Pass können die Kinder auf Jobsuche gehen. Und einen Job zu finden ist wichtig, denn nur wer arbeitet, kann die Vollbürgerschaft in der Spielstadt erwerben. Und damit das Recht, den Bürgermeister zu wählen, sich zum Bürgermeister wählen zu lassen oder ein eigenes Gewerbe zu betreiben.

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Vor dem Arbeitsamt hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. In leuchtend orangenen Warnjacken stehen die Ordner hinter den Absperrungen - auch sie sind keine Erwachsenen. Denn im Gegensatz zu den Verhältnissen in Grönemeyers Lied Kinder an die Macht herrscht in der Spielstadt keine Anarchie. Es gibt Regeln, an die sich die Kinder halten müssen. Beispielsweise müssen Geldgeschenke versteuert werden und Arbeitsplätze dürfen nicht gehandelt werden.

Regeln gelten auch für Eltern: Sie können mitkommen und ihre Kinder beim Spielen begleiten, allerdings müssen sie seit diesem Jahr die elternfreien Zonen beachten. Das haben sich die Bürger von Mini-München für dieses Jahr so gewünscht.

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Die Regeln der Spielstadt stellen sicher, dass alles möglichst realitätsnah bleibt. Und so ist es hier gar nicht so einfach Arbeit zu finden, denn die meisten Jobs sind schon nach wenigen Minuten weg. Der Andrang ist groß. An fast allen Geschäften und Einrichtungen hängt ein Schild, das wenig Hoffnung macht. "Wir haben keine Jobs mehr".

Kinder können sich aber auch in eine der Universitäten einschreiben und im Unterschied zur Welt der Erwachsenen wird das Studium wie Arbeit vergütet.

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Nicht jedes Kind bekommt seinen Traumjob. Wer nicht an der riesigen Schlange beim Arbeitsamt anstehen will, kann sich in der kleinen Bibliothek im ersten Stock die Zeit vertreiben.

Oder man macht es wie Elisa: Ihre beste Freundin Tanja hat einen Job bei den Kunstfälschern ergattert, sie selbst jedoch nicht. Nun sitzen trotzdem beide nebeneinander und malen Bilder zum heutigen Tagesthema "Oktoberfest". Während Elisa eine große Zuckerwatte auf die Leinwand pinselt, erzählt sie: "Ich bekomme die Arbeitsstunden zwar nicht angerechnet, aber das ist mir egal. Hauptsache, ich bin mit Tanja hier."

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Am vergangenen Donnerstag hatte Mini-München gleich zwei Bürgermeister. Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude war eigens zum 30. Geburtstag der Spielstadt erschienen. Ude durfte zwar reden, zu sagen hatte er jedoch nichts. Der Mini-München-Bürgermeister Sebastian gab sein Zepter nicht aus der Hand.

Immer mittwochs wird in Mini-München gewählt. Die Kandidaten kommen selbstverständlich aus der Riege der Bürger - sind also Kinder. Sie bestimmen dann für eine Woche die Geschicke der Stadt.

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Arbeit sieht in der Mini Spielstadt so aus: Erwachsene, etwa Studentin Doris, sind immer dabei. Sie betreuen die kleinen Arbeiter, bringen ihnen Neues bei. Auf dem Bild zu sehen ist das Atelier der Kunstfälscher - in der Spielstadt ein ehrbarer Beruf, denn: Die Werke werden später von Mini-München-Firmen aufgekauft. Außerdem gibt es eine große Versteigerung am Ende der Spiel-Zeit, bei der Eltern die Werke ihrer Kinder aufkaufen können.

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Doris ist eine der wenigen Erwachsenen, die sich auf dem Mini-München-Gelände aufhalten. Sie ist eigentlich Praktikantin beim Veranstalter Kultur- und Spielraum und hat bereits beim Aufbau der Spielstadt mitgeholfen. Während sich in ihrem "Betrieb" Kinder (wie hier im Bild) auf großen Flächen künstlerisch austoben, erzählt sie: "Langsam merke ich die Anstrengungen der letzten Wochen. Aber es macht so viel Spaß mit den Kindern zu arbeiten".

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Seit 30 Jahren gibt es die Spielstadt bereits. So alt dürfte dieser Stand im Bild nicht sein: Hier trainieren Kinder für den ganz großen Traum - Popstar. Auch in der Mini-Spielstadt ist der Andrang auf diese Branche sehr hoch. Es lohnt sich früh zu kommen, damit man bei der neuesten Choreographie mittanzen darf.

Musiker haben da schon bessere Chancen: Die "MiMü-Chilli Peppers" suchen noch einen Bassisten.

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Dieser Beruf gehört klassisch zu den Traumberufen kleiner Buben: Müllmann. Auch in Mini-München braucht es die Müllabfuhr und die Kinder sind eifrig am Werk: Sie saugen den Boden und räumen achtlos Weggeworfenes auf.

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Tobias hat sich sein Geld als Taxifahrer verdient. "Das sind ganze 46 MiMüs in meiner Hand", sagt er stolz. Dafür hat er etwa vier Stunden lang andere Kinder in einer schubkarrenähnlichen Vorrichtung hin und her gefahren. Nach getaner Arbeit beginnt nun die Freizeit in der kleinen Stadt. Von seinem Geld geht Tobias ins Kino. Vielleicht lässt er sich auch tätowieren - mit abwaschbarer Hennafarbe, versteht sich. Er muss sein Geld noch dieses Jahr ausgeben, denn die MiMüs sind nur eine Saison gültig. Für die Spielstadt Mini-München 2012 werden ganz neue Scheine gedruckt.

© sueddeutsche.de/hai/jja
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