Rudern in Oberschleißheim:Drei sind einer zu viel

Rudern in Oberschleißheim: Im Zweier ohne Steuermann sitzen die Ruderer etwa 1,35 Meter auseinander. Trotzdem dürfen sie laut einer Entscheidung des Innenministeriums wieder gemeinsam aufs Wasser, wenn sie ein festes Team bilden.

Im Zweier ohne Steuermann sitzen die Ruderer etwa 1,35 Meter auseinander. Trotzdem dürfen sie laut einer Entscheidung des Innenministeriums wieder gemeinsam aufs Wasser, wenn sie ein festes Team bilden.

(Foto: Privat)

Obwohl der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, erlaubt das Innenministerien das Rudern im Zweier. Das ermöglicht es auch Breitensportlern wieder, auf der Olympiaregattastrecke bei Oberschleißheim zu trainieren. Auf einen Steuermann müssen sie aber verzichten.

Von Stefan Galler

Oberschleißheim - Wochenlang lag das Wasser der Ruderregattastrecke in Oberschleißheim ruhig da. Keine Boote durchpflügten das gut 2,2 Kilometer lange Bassin, nicht nur die Ruderer, auch die Kanuten waren durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die seit März geltenden Hygienevorschriften dazu gezwungen, an Land zu bleiben.

Nachdem seit Mitte Mai zumindest die Einer-Ruderer in ihren schlanken Booten wieder aufs Wasser durften, geht es nun auf der seit 2018 unter Denkmalschutz stehenden Anlage auch für die Zweier ohne Steuermann wieder los, sofern sie ein festes Team bilden. Grundlage dafür ist eine Entscheidung des Bayerischen Innenministeriums. Demnach dürfen die Athletinnen und Athleten trotz der nicht einhaltbaren 1,5-Meter-Abstandsregelung (in Zweier-Ruderbooten sitzen die Sportler nur etwa 1,35 Meter auseinander) wieder gemeinsam trainieren, "da das Infektionsrisiko - auch aufgrund der Ausübung des Sports an der frischen Luft - überschaubar ist", wie es in der Begründung durch das Ministerium heißt.

"Wir haben uns wirklich mächtig eingesetzt. Für uns Vereine ist diese Zusage eine riesige Erleichterung", sagt Willi Bock, Vorsitzender der an der Regattastrecke beheimateten Rudergesellschaft München 1972 (RGM 72) und Sprecher des Bayerischen Ruderverbands (BRV). "Jetzt hat der Großteil der Mitglieder im Breitensport endlich wieder die Chance, ins Boot zu steigen und nicht nur sehnsüchtig davon zu träumen."

Denn die Tatsache, dass man zuvor auch im Einer bereits hätte trainieren dürfen, brachte nur den Spezialisten einen Vorteil, wie Willi Bock erläutert: "Gerade im Freizeitbereich kann nicht jeder Ruderer mit einem Einer fahren." Dazu benötige man einen Lehrgang, weil es sonst praktisch unmöglich ist, das 19 Kilogramm leichte und knapp 30 Zentimeter breite Gefährt auf dem Wasser zu halten. "Wer es nicht kann, wird nass", sagt Bock. Das sei im Zweier eben anders, den könne jeder halbwegs geübte Ruderer beherrschen.

Mit Maske wäre der Steuermann kaum zu verstehen

Keine Erlaubnis gibt es für die Zweier mit Steuermann, da sich Letzterer mit dem vorderen Ruderer, Fachbegriff Schlagmann, in knappem Abstand direkt gegenübersitzt und lautstark Kommandos geben muss. "Da wäre es auch nicht sinnvoll, wenn der Steuermann eine Maske tragen würde, der Schlagmann könnte ihn kaum verstehen", sagt Willi Bock. Vierer und Achter bleiben vorerst in den Hallen, in den größeren Bootsgattungen gibt es zwar beim Vierer eine Ausnahmeregelung für Mitglieder des bayerischen Landeskaders und des Bundeskaders, in unveränderter Besetzung zusammen zu üben, aber eine solche Mannschaft trainiert nicht in Oberschleißheim.

Nun gilt es bei der Rudergesellschaft München 1972, vernünftige Belegungspläne für die insgesamt sieben Oberschleißheimer Trainingsbahnen zu fassen, in Abstimmung mit den Kanuten, die dort ebenfalls trainieren. "Ursprünglich dachten wir, die Koordination der Wünsche wird eine riesige Herausforderung", erzählt Bock. Immerhin seien knapp 200 der 420 RGM-72-Mitglieder, die zum größten Teil aus den Landkreisen München und Dachau sowie aus der Landeshauptstadt stammen, aktive Ruderer. Doch derzeit halte das schlechte Wetter und auch die bei vielen Leuten immer noch vorhandene Scheu, zur Normalität zurückzukehren, einen beträchtlichen Teil der Sportler davon ab, wieder in ihre Boote zu steigen. "Es gibt wöchentlich vier Zeitfenster für das Training der Breitensportler, diese können sich über eine Doodle-Liste eintragen", sagt Bock.

Koordiniert werden muss auch, dass immer nur zwei Bootsbesatzungen gleichzeitig am Steg sind. Das sei gar nicht so einfach, weil man nur Zehn-Minuten-Fenster habe, um die Boote startklar zu machen und einzusteigen, sagt Bock, der bislang feststellt, dass Kinder und Jugendliche am diszipliniertesten seien: "Wahrscheinlich, weil sie die Hygieneregeln aus der Schule kennen."

Umkleidekabinen und Duschen bleiben geschlossen

Die Toiletten auf der Anlage sind wieder in Betrieb, wofür man allerdings habe kämpfen müssen, wie der RGM-72-Vorsitzende betont. Dagegen bleiben Umkleidekabinen und Duschen geschlossen, was beim gegenwärtigen Regenwetter eine arge Einschränkung darstelle. Aber grundsätzlich überwiegt bei den Ruderern im Münchner Norden die Freude darüber, dass sich Schritt für Schritt eine gewisse Normalität einstellt.

Das sei auch das Ziel für die nächste Zeit, man hofft, dass bald weitere Bootsgattungen zugelassen werden, wie Johannes Rauh, Vizepräsident des Bayerischen Ruder-Verbandes, betont: "Wir bleiben auf Kurs und schauen, dass wir mit weiteren Lockerungen im Rudersport weiter Erfolg haben werden."

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