Millionenbeute in München:Diebische Haushälterin

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Haushälterin in Geldnot putzt bei Millionärin - die Versuchung war zu groß. Eine 40-Jährige stahl Diamantringe und anderen teuren Schmuck. Ihre Tränen vor Gericht nützten der Diebin wenig.

Christian Rost

Schulden drückten die alleinerziehende Mutter, das Auto musste zur Reparatur, und der Sohn brauchte dringend neue Kleidung. In dieser Situation griff die Haushälterin zu. Über Monate hinweg stahl Ameena K. in der Bogenhausener Villa ihrer Dienstherrin immer wieder Schmuck und versetzte ihn für wenige tausend Euro. Tatsächlich waren die teils mit Diamanten besetzten Ringe, Ketten, Ohrringe und Armreifen der Erbin einer Supermarkt-Kette mehr als eine Million Euro wert. Die zwölfte Strafkammer am Landgericht verurteilte die Diebin am Dienstag zu dreieinhalb Jahren Haft.

Ameena K. wurde nach den Worten der Vorsitzenden Rosi Datzmann nicht nur für die sechs Diebstähle bestraft, sondern auch für den Vertrauensbruch gegenüber Karin H., für die die 40-Jährige im vergangenen Jahr gearbeitet hatte. Das relativ milde Urteil - der Staatsanwalt hatte sechs Jahre Haft gefordert - bedeutet dennoch einen gravierenden Einschnitt im Leben der Frau, das ohnehin von Armut und Gewalterfahrung geprägt war.

Die Angeklagte stammt aus Mauritius, schon im Alter von zwölf Jahren musste sie auf Tomatenfeldern arbeiten oder in Fabriken Erdnüsse schälen, um zum Familieneinkommen beizutragen. Der Vater starb früh, die Mutter kümmerte sich nicht um ihr Kind, Tanten und Onkel, bei denen A. bleiben musste, misshandelten sie regelmäßig. 1991 gelang ihr die Flucht - Ameena K. kam als Au-pair nach Deutschland.

Das Glück fand sie aber auch hier nicht. Eine Ehe, aus der ein Sohn hervorging, scheiterte. Als Alleinerziehende schlug sich K. in München so gut es eben ging durch.

Als die Frau, von einer Agentur vermittelt, im März 2010 im Haushalt der Millionärin in Bogenhausen anfing, "trafen zwei Welten aufeinander", wie Verteidiger Bernhard Beer sagte. Die mittellose Angestellte fand sich plötzlich in einer Umgebung wieder, in der Schmuck im Millionenwert nur behelfsmäßig in Schächtelchen oder zwischen Wäschestücken im Schrank versteckt wurde.

Karin H. erklärte ihre Nachlässigkeit vor Gericht mit ihrem damaligen Desinteresse an Wertgegenständen nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes. Ein Tresor sei einmal bestellt worden, so die Witwe, dieser habe aber nicht durch die Tür gepasst und sei zu schwer für einen Transport über die Treppe in den ersten Stock gewesen. So kam es, dass sich Ameena K. aus den Verstecken nur nach und nach bedienen musste.

Die Preziosen landeten bei zwei Münchner Goldhändlern, die die Haushältern über den Tisch zogen. Sie zahlten ihr lediglich 48 000 Euro für die gesamte Ware. Dabei war allein ein Ring mit 14 Karat rund 400 000 Euro wert. Dieser Ring und ein weiterer im Wert von 150 000 Euro sind bis heute verschwunden. Die übrigen 17 Schmuckstücke lieferten die beiden dubiosen Juweliere bei der Polizei ab. Wegen Hehlerei werden sie sich dennoch verantworten müssen.

Ameena K., deren Diebstähle in der Villa erst im Dezember 2010 bemerkt wurden, legte in der Hoffnung auf ein mildes Urteil ein Geständnis ab und entschuldigte sich unter Tränen. Anwalt Beer forderte eine moderate Strafe von weniger als drei Jahren. Das Gericht verhängte jedoch ein halbes Jahr mehr und leitete damit indirekt das Abschiebeverfahren für Ameena K. ein.

© SZ vom 20.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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