Reifenabrieb auf Isarbrücken:Alles im Fluss

Brücke B 471 zwischen Garching und Ismaning

Auf der Isarbrücke zwischen Garching und Ismaning verhindert laut Staatlichem Bauamt ein Entwässerungssystem die Verschmutzung des Flusses.

(Foto: Florian Peljak)

Umweltschützer sorgen sich, dass durch Reifenabrieb Mikroplastik von den Straßenbrücken in die Isar gelangt

Von Iris Hilberth und Birgit Lotze

Wie häufig sollten Isar-Brücken gereinigt werden? Seit kürzlich der Münchner Stadtrat die mögliche Verschmutzung des Flusses durch Autoreifenabrieb thematisiert hat, sind auch viele Bürger aufmerksamer geworden.

Ein Ehepaar hat jetzt beim Sendlinger Bezirksausschuss angefragt, ob die Brudermühlbrücke nicht öfter gereinigt werden könne. Laut Baureferat wird hier nur einmal in der Woche geputzt. Dabei betrachtet die Verwaltung die Reinigung bei den meisten Brücken als die aktuell einzige Möglichkeit, um zu verhindern, dass mit dem Niederschlagswasser auch umweltschädliches Mikroplastik in die Isar abfließt.

Forscher der Universität Bayreuth hatten einen Anstieg der Partikelkonzentration um das Zehnfache zwischen Baierbrunn und Moosburg festgestellt. Dabei wurden allerdings keine Reifenpartikel gefunden, sondern andere Kunststoffteilchen. Als Mikroplastik werden Plastikstücke bezeichnet, die fünf Millimeter und kleiner sind. Es gibt jedoch eine übergreifende Studie des Fraunhofer Instituts vom vergangenen Sommer, nach der Mikroplastik in Deutschland für fast drei Viertel der Kunststoff-Emissionen verantwortlich ist.

Ein Kilo Rückstände pro Person und Jahr

Hauptverursacher dafür soll in Deutschland der Reifenabrieb sein. Rund ein Drittel der bundesweit anfallenden Mikroplastik-Emissionen geht der Studie zufolge auf Rückstände durch Reifen zurück. Mehr als ein Kilogramm allein durch die Reifenrückstände soll jeder Bewohner Deutschlands jährlich im Durchschnitt hinterlassen. Mikroplastik gerate vor allem über Niederschlagswasser in die Umwelt, heißt es in der Untersuchung. Durch Regen werde der Reifenabrieb nicht nur in die Kanalisation gespült, sondern nahezu überall hin. Wasser von Münchner Isarbrücken fließt in der Regel ungefiltert in den Fluss - zusammen mit Straßendreck und kleinen Plastikteilchen. Laut Münchner Baureferat wird Schmutzwasser nur an der Luitpoldbrücke, an der Prinzregentenstraße und an der Thalkirchner Brücke am Tierpark zurückgehalten.

Andere Brücken in München haben keine Vorrichtungen dafür, sie können deshalb nur gereinigt werden. Bis auf die John-F.-Kennedy-Brücke am Englischen Garten und die Brudermühlbrücke geschieht das laut dem Referat fünfmal wöchentlich. Das Baureferat begründete den Reinigungsrhythmus auf Nachfrage mit den Vorgaben in der Straßenreinigungssatzung.

Auch im Landkreis München führen verschiedene Brücken über die Isar. Südlich der Landeshauptstadt kann man den Fluss mit dem Auto bei Schäftlarn und Grünwald queren. Für die Straßen, die hier zum anderen Ufer führen, ist genauso wie im Norden für die Brücke der B 471 zwischen Garching und Ismaning das Staatliche Bauamt Freising zuständig. Dort gibt man sich ob der Brückenputz-Problematik recht gelassen.

Denn diese Brücken besäßen Bordsteine und eine Entwässerung. Laut der Behörde fließt das Regenwasser hier nicht mitsamt dem Reifenabrieb in die Isar, sondern landet in der Kanalisation. Die Straßenmeisterei mache hier turnusmäßig wie auf anderen Abschnitten sauber.

Bei der Autobahndirektion Südbayern, zuständig für die Isar-Querung der A 99, geht man auch nicht davon aus, dass der Reifenabrieb in den Fluss gelangt. Zumindest nicht mit dem Regenwasser. "Bei den Geschwindigkeiten dort wird der Reifenabrieb verblasen", sagt Sprecher Josef Seebacher. Das Mikroplastik lande so überwiegend im Seitenbankett der Fahrbahn, das regelmäßig abgehobelt und entsorgt werde.

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