Migration:Landratsamt rechnet mit neuen Flüchtlingen

Oberhaching, Am Dölling, Eröffnung einer FeelHome-Unterkunft

Die Unterkünfte für Asylbewerber im Landkreis sind zum Teil nicht ausgelastet. Im Bild eine Einrichtung in Oberhaching.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Regierung von Oberbayern plant offenbar, anerkannte Schutzsuchende aus Anker-Zentren in den Landkreis zu verlegen. Dort sind Unterkünfte aktuell nicht ausgelastet.

Von Martin Mühlfenzl

Auf dem westlichen Areal der Universität der Bundeswehr in Neubiberg ist längst wieder Ruhe eingekehrt. Die Erstaufnahmeeinrichtung der Regierung von Oberbayern für Geflüchtete, die im ehemaligen Gebäude des Luftwaffenmusikkorps untergebracht war, wurde vor etwa einem Jahr geschlossen. Aus einem ganz einfachen Grund: Es kamen kaum mehr Geflüchtete im Landkreis München an, die schnellstmöglich untergebracht werden mussten. Doch das könnte sich in nächster Zeit wieder ändern.

Gegenwärtig ist die Zahl derer, die den Landkreis München erreichen beziehungsweise diesem von der Regierung von Oberbayern zugewiesen werden, gering. Derzeit leben in den 29 Städten und Gemeinden von Unterschleißheim über Ottobrunn bis Gräfelfing etwas mehr als 2900 Menschen in dezentralen Unterkünften.

Nicht mehr die unkomplizierte und reibungslose Unterbringung von Ankommenden stellt derzeit die große Herausforderung für die Kommunalpolitik dar, sondern vielmehr die Unterbringung derer, die längst anerkannt sind. Es fehlt schlichtweg an Wohnungen auf dem überhitzten Immobilienmarkt. Das geht aus einem aktuellen Sachstandsbericht des Landratsamtes zur Unterbringung von Geflüchteten hervor, der an diesem Montag, 20. Januar, im Kreisausschuss des Kreistags vorgestellt wird.

Seit vier oder sogar fünf Jahren seien in der Unterhachinger Flüchtlingsunterkunft Familien untergebracht, sagt Claudia Köhler, Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete der Grünen, die seit Jahren Geflüchtete in Arbeit vermittelt. "Das ist viel zu lange und das ruft auch Frust hervor. Eltern und Kinder über so viele Jahre in zwei Zimmern, das ist ein echtes Problem." Grundsätzlich laufe es in der Unterkunft aber gut, immer wieder gelinge es, Geflüchtete privat oder etwa in den Modulhäusern in Taufkirchen unterzubringen. "Aber es braucht einfach mehr Wohnraum", sagt Köhler.

Denn noch immer ist seitens der Staatsregierung nicht das Problem mit Fehlbelegungen gelöst: Anerkannte Geflüchtete finden keine Wohnung und bleiben deshalb in den staatlichen Unterkünften - aktuell mehrere hundert im Landkreis. Eigentlich ist das nicht gestattet, doch es gilt ein Agreement zwischen Landkreis, Kommunen und Regierung von Oberbayern.

Die Unterkünfte der Kommunen und des Landkreises sind laut Landratsamt derzeit zu etwa 77 Prozent ausgelastet, 80 Prozent gelten der Behörde zufolge als Vollbelegung, weil ein "Spielraum" vorhanden sein müsse. Neuzuweisungen seien zudem nicht auszuschließen. Denn die Regierung von Oberbayern plane, weitere Menschen aus Anker-Zentren zuzuweisen. Ein gutes Zeichen, sagt Claudia Köhler, die Zentren für Ankunft, Entscheidung, Rückführung (kurz: Anker), die von der Bundesregierung 2018 eingerichtet wurden, seien schließlich höchst umstritten. Von Kritikern werden sie als "Lager" bezeichnet, in denen Schutzsuchende einkaserniert würden. "Die Menschen dort rauszuholen, ist der richtige Weg. Diese Zentren sind einer Zivilisation nicht würdig", findet Köhler.

Eine Entwicklung wie vor vier Jahren, als auf Grundlage des Königsteiner Schlüssels mit 7500 bis 9000 Flüchtlingen im Landkreis gerechnet wurde, ist jedoch bei weitem nicht zu erwarten. Auch auf dem Höhepunkt vor drei Jahren waren es am Ende nur 4500. Der Landkreis München rüstet sich dennoch, um den bestehenden und neuen Problemen bei der Unterbringung mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen.

So soll in den nördlichen Kommunen ein eigenes Immobilienmanagement geschaffen werden, um geeignete Objekte zu generieren, die langfristig an Geflüchtete vermietet werden können. Doch auch die Kommunen selbst sind nicht untätig. So entstehen etwa in Feldkirchen, Ottobrunn, Kirchheim, Unterschleißheim und Sauerlach derzeit weitere Unterkünfte mit mehreren Dutzend Plätzen. Die Botschaft aus dem Landratsamt ist dennoch sehr klar: Es würden weiter "dringend" größere Objekte und auch Grundstücke zur Bebauung gesucht.

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