Meine Woche:Zeit des Zusammenhalts

Meine Woche: Husein Durmic.

Husein Durmic.

(Foto: Claus Schunk)

Husein Durmic feiert im Ramadan auch online die Gemeinschaft

Von Angela Boschert, Ottobrunn

Husein Durmic freut sich auf Montagabend. Denn er erwartet zum Online-Fastenbrechen der Muslime einen besonderen Gast: Der deutschlandweit bekannte Imam Benjamin Idriz aus Penzberg wird die Koranrezitation übernehmen. Außerdem wird Durmics Tochter Delila zwei besonders schöne Ramadan-Lieder singen, die vom Frieden handeln. Der Ramadan, der muslimische Fastenmonat, dauert gemäß dem Mondkalender heuer vom 13. April bis zum 12. Mai, dem bis 15. Mai das dreitägige Zuckerfest folgt. Vier Wochen lang essen gläubige Muslime tagsüber nichts und das große Abendessen nach Sonnenuntergang "ist oft ein Fest, zu dem Verwandte und Freunde eingeladen werden", sagt Durmic .

Das verhindern in diesem Jahr die Pandemie-Verordnungen. Doch "man muss nicht alles schlecht sehen", findet Durmic. Man könne auch über Medien "ein schönes Lächeln, ein gutes Wort und gute Stimmung verbreiten", ist der gebürtige Bosnier überzeugt. Daher veranstaltet er im Ramadan jeden Montagabend für den etwa vierzigköpfigen Deutsch-Islamischen Kulturkreis (Diko), dessen Vorsitzender er ist, ein Onlinetreffen, bei dem auf Arabisch aus dem Koran rezitiert, das Gelesene besprochen und zudem Musik vorgetragen wird. Durmic will, dass die Muslime in Ottobrunn und Umgebung einander zumindest online sehen und gemeinsam die Koranrezitation erleben können.

Imam Benjamin Idriz habe eine tolle Art zu rezitieren, sagt Durmic voll Begeisterung. Bei seiner Stimme seien auch online alle schnell gefesselt. Im Ramadan faste man nicht nur leiblich, man setze sich mit seinem Glauben auseinander, hinterfrage, wie man lebe und wovon, wie man sich ernähre, wie alles entstehe. Darüber würden er und seine Frau nachdenken, auch wenn sie sich zurückzögen, um den Koran zu rezitieren. Das sei sehr melodisch und man komme zu sich. Sie zündeten sich dazu eine Kerze an. Das Licht sei ein Signal. Als Kind habe seine Mutter ihn und seine Geschwister immer rausgeschickt, um zu schauen, ob sie das Licht auf dem weit entfernt liegenden Minarett sehen. Dann war es Zeit zum Essen. Diese Erinnerung sei ihm gekommen und er habe an die zehnte Sure, Vers 87, gedacht, in der es heißt "Macht eure Häuser zu Gebetsstätten".

Daher zünden sie abends eine Kerze auf ihrem Balkon an, wie andere Muslime - als Zeichen des Zusammenhalts und der Botschaft: Frieden, Gemeinschaft, Toleranz und Dialogbereitschaft. Werte, die der Verein Diko zeigen möchte. In Gemeinsamkeit möchte Durmic das Zuckerfest begehen und am 13. Mai in das Stadion am Haidgraben einladen.

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