Meine Woche:Wake up nach dem Ausstieg

Meine Woche: Ingrid Taylor

Ingrid Taylor

(Foto: Claus Schunk)

Ingrid Taylor spricht am Montag in Ottobrunn über Folgen des Brexit

Von Anika Stiller, Ottobrunn

Sie ist für den Brexit gewappnet: Seit November 2017 hat Ingrid Taylor die doppelte Staatsbürgerschaft; die britische und nun auch die deutsche. Die Auswirkungen, die der für März 2019 angesetzte Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der EU für das weitere Leben aller in Deutschland lebenden Briten haben könnte, sind der 61-Jährigen bewusst. Bereits Juli 2016, nur wenige Wochen nach dem Brexit-Referendum, begann sie mit ihren Bemühungen um den deutschen Pass. Taylor sorgt sich um viele andere in Deutschland lebende Briten, die sich über die Folgen des Brexit nicht bewusst, "noch nicht aufgewacht" seien. Mit der Organisation "British in Bavaria" veranstaltet sie daher am Montag, 19. Februar (18 bis 19 Uhr mit anschließender Diskussion), im Ottobrunner Wolf-Ferrari-Haus den Informationsabend "Brexit - and what it means for Brits in Bavaria".

Taylor kam 1988 nach München, um ihr Deutsch zu perfektionieren und danach als Deutschlehrerin nach London zurückzukehren, "doch im schönen Bayern blieb ich hängen," sagt sie. München habe gegenüber London den Vorzug, dass sich hier städtisches Kulturangebot und nahegelegene Natur ergänzten. Seit 1994 arbeitet sie als Übersetzerin, seit 2003 lebt sie in Ottobrunn. Als ihr Heimatland im Juni 2016 mit knapper Mehrheit für den EU-Austritt stimmte, sei sie schockiert und enttäuscht gewesen. "Die Entscheidung empfand ich als Schlag", erzählt sie. Die Menschen seien in die Irre geführt worden, die EU hätte man zum Buhmann gemacht. Sie selbst durfte am Referendum nicht teilnehmen: Nach 15 Jahren im Ausland verliert man in England das Wahlrecht.

Zusammen mit anderen Mitgliedern von "British in Bavaria" kämpft Taylor für eine Beibehaltung der Bürgerrechte: "Wir müssen jetzt schauen, dass wir hier weiter leben, arbeiten, studieren, reisen können." Regelmäßig tauschen sie sich mit Stadtverwaltung, Landratsamt und bayerischem Innenministerium aus. Den örtlichen Behörden - nicht zuletzt der Gemeinde Ottobrunn - ist Taylor sehr dankbar für die Unterstützung. Den Beistand von britischer Regierungsseite vermisst sie: "Man hilft sich selbst, fühlt sich hier von der eigenen Regierung verlassen." Gemeinsam mit Anwalt David Hole möchte sie am Montag andere aufklären: Über die Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Drittland-Status, die langen Bearbeitungszeiten des Antrags auf deutsche Staatsbürgerschaft, den Aufwand beim Suchen von Dokumenten und Lernen für den erforderlichen Sprachtests. "Die Liste ist lang mit Dingen, die schiefgehen könnten," so Taylor. Die Zeit dafür ist knapp - eine doppelte Staatsbürgerschaft wird nach dem Austritt wohl nicht mehr möglich sein.

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