Meine Woche:Treffpunkt Bücherschrank

Meine Woche: Der Kölner Architekt Hans-Jürgen Greve, dessen Betrieb seit 2008 öffentliche Bücherschränke herstellt.

Der Kölner Architekt Hans-Jürgen Greve, dessen Betrieb seit 2008 öffentliche Bücherschränke herstellt.

(Foto: privat)

Hans-Jürgen Greve spricht zur Bücherschrank-Eröffnung in Sauerlach

Von Felix Gömöry, Sauerlach

Ein Buch mitnehmen, ein Buch hinein legen, zu jeder Tages- und Nachtzeit und dazu kostenlos. So funktionieren die öffentlichen Bücherschränke, die auch im Landkreis inzwischen an einigen Orten zu sehen sind. Von Samstag an auch in Sauerlach. Eingesetzt hat sich dafür die Sauerlacher Freizeitbörse, die das Möbelstück, das am Bahnhofsplatz stehen wird, bei Hans-Jürgen Greve bestellt hat.

Der Kölner Architekt hat seit der Gründung seines Betriebes Bokx im Jahr 2008 schon mehr als 300 der offenen Schränke hergestellt. In Sauerlach steht nun der erste seiner Art im Landkreis. Zur Eröffnungsfeier am Samstag, 29. April, um 11 Uhr, spricht Greve persönlich: zur Philosophie des Bücherschranks. Für ihn sei der viel mehr als nur ein Ort zum Austausch von Lektüre: "Der Bücherschrank ist ein Treffpunkt", sagt Greve. Sowohl sozial als auch kulturell. Idealerweise kämen hier Menschen miteinander ins Gespräch, organisierten Lesungen und andere Veranstaltungen und hielten den Ort somit lebendig.

Damit dieses Ideal auch praxistauglich ist, brauche jeder Schrank eine Patenschaft, sagt der 52-Jährige. Engagierte Menschen, die aufräumten und zu alte oder unangemessene Bücher entfernten. "Wenn die Leute schon von weitem nur alte Bücher sehen, geht da keiner mehr hin." In Sauerlach übernehmen acht Frauen das Ehrenamt. Bevor er einen Bücherschrank erstellt, achtet Greve auf den Standort. Zur Situation in Sauerlach merkt er an: "Der Schrank ist gut auffindbar und barrierefrei." Ihm ist es wichtig, dass seine Möbel im öffentlichen Raum und nicht drinnen stehen.

Ellen Moll von der Sauerlacher Freizeitbörse blickt dem Projekt mit Freude entgegen: "Wir erwarten ein erhöhtes Interesse an Büchern und eine neue Möglichkeit zur Kommunikation im Ort", erklärt sie. Moll spricht sogar von einer "kulturellen Institution".

Dabei sei es gar nicht so einfach gewesen, diese Freude auch bei den Gemeinderäten zu entfachen. Die hätten laut Moll Zweifel gehabt: Der Schrank wäre ein unnötiger Luxus, für den kein Geld da sei, hieß es da, die Gemeindebücherei decke den Bedarf und das Risiko von Vandalismus sei zu hoch. Doch Barbara Gumbel, Mitinitiatorin des Projekts, konnte die Bedenken bei einer Gemeinderatsitzung ausräumen. Ihr Hauptargument: Lesen ist ein Kulturgut, das die Gemeinde den Bürgern möglichst einfach zukommen lassen müsse. Übrigens auch mit Hilfe von Sponsoren. So hat unter anderem die Kreissparkasse einen größeren Betrag beigesteuert. Sie ist letztlich auch für die Farbauswahl verantwortlich. Der Sauerlacher Bücherschrank leuchtet künftig weithin sichtbar in knalligem Rot.

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