Meine Woche:Singen mit der Ministerin

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(Foto: Claus Schunk)

Nadja Unterguggenberger legt im Kindergarten Wert auf Musik

Von Anna Degenhart, Unterhaching

"Wir sind schon ein singender Kindergarten", sagt Nadja Unterguggenberger , die Leiterin der Kindertagesstätte St. Birgitta in Unterhaching. Dort sind Lieder Teil des täglichen Morgenkreises, und es gibt ein eigenes Musikzimmer, in dem die Kinder zusammen mit den Erziehern musizieren können. "Es wollen immer mehr Kinder, als Plätze da sind. Die Kollegen selbst sind begeistert dabei, da springt der Funke schnell über," erzählt sie. Für den Sommer ist zudem ein Musical geplant.

Klar, dass der Kindergarten diesen Montag wieder am "Aktionstag Musik" teilnimmt. Den hat die Bayerische Landeskoordinierungsstelle Musik (BLKM) ins Leben gerufen, um bei Kindern die Freude an Musik zu wecken. Dieses Jahr singt in St. Birgitta auch die Schirmherrin der Aktion, die bayerische Familienministerin Kerstin Schreyer, mit. Und das auf Einladung der Kinder selbst. "Ich habe ein Kinderbüro, in dem immer zwei Kinder bei mir im Büro spielen. Ich habe die E-Mail über den Aktionstag halblaut vorgelesen, als die Kinder fragten, was ist das, "Schirmherrin"? Sie dachten, es ist eine Frau, die dem Mann den Schirm trägt", erzählt die Erzieherin. Sie erklärte den Kindern den Begriff und die wollten Schreyer einladen. Also schrieben sie zusammen einen Brief, trugen ihn ins Wahlkampfbüro der Familienministerin, das gleich ums Eck liegt. "Wir arbeiten viel mit Partizipation. Es ist wie eine Demokratie im Kleinen."

Am Aktionstag Musik gibt aber die BLKM die Töne vor: "Wir mussten uns ans Liederheft vom Aktionstag halten", sagt Unterguggenberger. Darin stehen auch traditionelle Lieder, um die "bairische Mundart" zu stärken. In St. Birgitta singen sie darum an diesem Montag auch "Drunt in da greana Au". An der katholischen Kindertagesstätte sind nicht nur Kinder mit bairischer Muttersprache, sondern ganz verschiedene Nationalitäten vertreten. Das hindere aber nicht am gemeinsamen Singen, sagt Unterguggenberger: "Jeder singt, wie er kann." Auch Kinder mit logopädischen Problemen singen einfach so mit, wie ihre Möglichkeiten sind. "Musik ist total barrierefrei. Das kann von klein auf jedes Kind. Und Musik macht einfach glücklich und schlau. Viele Bereiche vom Bildungs- und Erziehungsplan werden schon abgedeckt, wenn ich mit den Kindern ein Lied singe. Zum Beispiel "Sechs Löffel", da werde gezählt, "man muss denken und sich was merken."

Während viele Kinder noch mit Freude mitsingen, tun das nur wenige Erwachsene. Die 39-jährige findet das schade: "Es verliert sich so leicht. In der Schule nimmt der Musikunterricht ab. In der heutigen Zeit sind viele Hobbys möglich, da wird das unterschätzt. Es hört sich vielleicht ein bisschen altmodisch an, wenn man sagt, ich singe im Chor. Das klingt nicht wie, ich surfe im Eisbach!"

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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