Meine Woche:Schrittweise zur vollen Stunde

Milchkühe

Die Zeitumstellung ist auch für Kühe ein Thema. Von jetzt auf gleich kann man sie nicht einfach eine Stunde eher melken.

(Foto: dpa)

Der Landwirt Robert Lechner aus Sauerlach hilft seinen Kühen schonend bei der Zeitumstellung.

Von Christina Hertel, Sauerlach

Robert Lechner, Landwirt aus Sauerlach, kennt seine 55 Milchkühe alle beim Namen. "Bis zu acht Generationen zurück", sagt er. Eine Lieblingskuh hat Lechner nicht mehr, sie ist vor drei Monaten gestorben. Sie hieß Fiona, wurde 17 Jahre alt, brachte neun Kälber zur Welt und als sie starb, sei das so gewesen, als wäre ein Familienmitglied plötzlich nicht mehr da. Fiona macht dieses Jahr zum ersten Mal nicht mehr mit, was diese Woche für alle von Lechners Milchkühen ansteht. Am Sonntag beginnt die Sommerzeit, die Uhr wird eine Stunde vorgestellt. Für Kühe sei das zwar keine Katastrophe, sagt Lechner, aber doch eine Sache, auf die man sie erst behutsam einstellen müsse.

"Bei einer Kuh ist es nicht anders als bei einer Frau, die gerade stillt. Wenn sie das eine Stunde später macht als sonst, bekommt sie Schmerzen in der Brust." Und die Kühe eben im Euter. Deshalb müsse man sie langsam an die Zeitumstellung heranführen. In der nächsten Woche melkt Lechner seine Kühe jeden Tag etwa zehn Minuten später als sonst - bis am Sonntag eine Stunde voll ist. Für alle anderen Tiere auf dem Hof - den Hund, die zwei Hasen, die 40 Zuchthühner der Rasse Appenzeller Spitzhaube, weiß und schwarz gefleckt, und die 110 Kälber - sei die Zeitumstellung gar kein Thema. "Den Tieren ist das egal. Die richten sich ja nach der Sonne." Ihm selbst falle es viel schwerer, sich daran zu gewöhnen.

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(Foto: Claus Schunk)

Das Melken funktioniert nicht ganz automatisch

Lechner ist 40 Jahre alt, hat drei Kinder und steht jeden Tag um kurz vor sechs Uhr auf. Dann geht er sofort in den Stall, um seine Kühe zu melken. Vor 25 Jahren baute seine Familie einen Melkstand. Dort funktioniert das Melken aber nicht ganz automatisch, Lechner muss mit dabei sein. Bis acht Uhr etwa bleibt er bei seinen Kühen im Stall. Dann frühstückt er und danach erledigt er alle anderen Aufgaben, die anfallen. Lechner ist außerdem selbständig - er kümmert sich um die Blumeninseln in Sauerlach, den Friedhof und um einige private Gärten. Und er ist Fußballtrainer, Feldgeschworener, Mitglied des Trachtenvereins, des Geflügelvereins und des Gemeinderats. Seit 16 Jahren sitzt er dort für die CSU.

Für Lechner ist immer klar gewesen, dass er den Hof seiner Eltern eines Tages übernehmen wollte. Doch vieles sei heute anders: Lechner besitzt dreimal so viele Tiere wie seine Eltern vor 30 Jahren. Weil der Milchpreis so stark gefallen sei, brauche er mehr Masse. Die Bezeichnung Massentierhaltung mag Lechner nicht, weil sie so sehr nach Abfertigung und so wenig nach Familie klingt. Für eine halbe Million Euro hat Lechner seinen Stall erweitert. Er habe eine "Wohlfühloase" für seine kalbenden Kühe geschaffen. Seine Tiere hätten einen großzügigen Auslauf und genug Platz. Lechner meint: "Meine Tiere haben es besser als die Leute, die in München in einer 20 Quadratmeter großen Wohnung leben müssen."

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