Meine Woche:Ritter erstürmen das Rathaus

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(Foto: Privat)

Stefan Danner muss in Pullach als erster die Linie durchbrechen

Von Claudia Wessel, Pullach

Stefan Danner alias Ritter Papierl hat am Rosenmontag eine große Aufgabe. Er muss als erster die Linien durchbrechen, die versuchen, das Pullacher Rathaus zu verteidigen. Meist handelt es sich dabei um kräftige Mannsbilder, allesamt beim Pullacher Bauhof beschäftigt. Noch dazu sind sie mit wehrhaften Materialien von ihrem Arbeitsplatz ausgerüstet. Sie errichten einen Schutzwall vor der Rathaustür, stellen Absperrbarrikaden auf. Danner, seines Zeichens Vorsitzender der Schwanecker Rittersleit, muss trotz dieser Hindernisse den ersten Schritt machen, um den Weg für seinen "Herzog Sepp" alias Dieter Gnieser zu bahnen. Denn dieser soll wenige Minuten später die Macht im Pullacher Rathaus übernehmen.

Wie man bereits an den Namen und Titeln sieht, handelt es sich bei der "Erstürmung" des Rathauses, wie es genannt wird, um eine traditionelle Faschingsgaudi, bei der die Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund immer gerne mitmacht. In diesem Jahr wird sie allerdings von der zweiten Bürgermeisterin Cornelia Zechmeister vertreten. Was diese genau für eine Verteidigungsstrategie haben wird, werden die tapferen Ritter am eigenen Leibe erfahren. Sie hoffen allerdings, dass es ihnen gelingen wird, auch sie aufzuspüren und trotz noch unbekannter Verkleidung zu erkennen, sie gefangen zu nehmen und zu zwingen, den Rathausschlüssel samt Amtskette herauszurücken.

Es ist zu vermuten, dass Zechmeister sich der Übermacht der Ritter und Bürger, die sich zu diese Erstürmung zusammen rotten und im Schlepptau der Ritter Einlass ins Machtzentrum Pullach begehren, ergeben wird. Dann dürfen sich die Eindringlinge wie in jedem Jahr auf Gemeindekosten gütlich tun, sie werden mit Speis und Trank großzügig versorgt.

Dieses Entgegenkommen wird allerdings nicht viel nützen. Am Faschingsdienstag um 15 Uhr erhalten die Machthaber zwar höchstwahrscheinlich den Rathausschlüssel zurück, vorher aber müssen sie sich noch einiges anhören. Auf der Bühne am Kirchplatz werden die Ritter zum einen erneut - auch am Rosenmontag gehört das bereits zum Programm - ihr Ritterlied schmettern. Zu der Melodie von Spider Murphys "Mir san a bayrische Band" hören die Narren Texte wie "A Gaudi Gaudi Gaudi die muaß im Leben sei" oder "Mir glauben des wird a super hoaße Nacht". Doch das ist noch nicht die einzige Darbietung. Nach dieser Einstimmung haben die Rittersleit auch noch einige lokalpolitische Klagen auf Lager. "Was uns halt so auffällt" sagt Ritter Papierl zurückhaltend. Ein Thema allerdings, mit dem er Cornelia Zechmeister tratzen wird, verrät er bereits: "Dieses neue Haus in der Hans-Keis-Straße, das ist ein bisschen groß geraten". Ein paar Anekdoten halt, über die narrische Lokalpolitik.

© SZ vom 04.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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