Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Mit Mundschutz zur Klausur

Kilian Partenfelder schreibt noch zwei Abiturprüfungen

Von Julia Fietz, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Frühmorgens geht es immer zu zweit ins Schulhaus, wo das Handy und die Armbanduhr in einen Umschlag gelegt werden. In der Turnhalle wird es dann ernst. Nur Essen, Trinken und Stifte dürfen mit rein. Der Mundschutz kann erst abgenommen werden, wenn der Lehrer das Startzeichen gibt. Noch zweimal muss Kilian Partenfelder in dieser Woche am Gymnasium Höhenkirchen-Siegertsbrunn über seinen Abiturklausuren schwitzen, dann hat er es geschafft. Die mündlichen Fächer stehen erst nach den Pfingstferien an.

Heuer ist für die bayerischen Abschlussklassen alles anders und doch alles gleich. Die Prüfungssituation an sich unterscheide sich nicht großartig von den anderen Jahren, wie Kilian Partenfelder vermutet. Beispielsweise der Abstand zwischen den Tischen müsse sonst auch eingehalten werden. Die Umstände, unter denen die Schüler ihr Abitur machen, sind trotzdem alles andere als gewöhnlich. Mitte März schlossen die Schulen ihre Pforten, die traditionellen Mottotage in der letzten Schulwoche fielen aus. Kilian Partenfelders Stufe hat sich den Spaß aber nicht nehmen lassen. "Als wir in der ersten Maiwoche wieder in die Schule konnten, haben wir die Mottotage dahin verlegt", sagt der 19-Jährige. Ob erster Schultag, Kindheitshelden oder "Woke up like this" - getreu den Mottos verkleidet, kamen die Abiturienten in die Schule, um letzte Fragen zu klären. Da hatten die Schüler schon drei Wochen Onlineunterricht und die Osterferien hinter sich. Erst Anfang April war klar, dass sich der Prüfungsstart um mindestens drei Wochen nach hinten verschieben würde. "Die Unsicherheit, dass eventuell alles noch einmal verschoben wird, ist allerdings geblieben", sagt Partenfelder.

Die unkomplizierten Online-Angebote seiner Schule habe er aber gut nutzen können, sagt er. Ins intensive Lernen sei er erst in der letzten Aprilwoche eingestiegen, gibt Partenfelder zu und lacht. Im Moment bereite er sich auf die Matheklausur am Dienstag vor. Für die Englischprüfung am Freitag höre er vor allem englische Radiosender und schaue sich noch einmal Verbindungswörter an. Seine mündlichen Fächer Geschichte und Musik habe er zunächst hinten angestellt, sagt er: "Erst einmal Mathe hinter mich bringen." Wie sich die Zeugnisvergabe gestalten werde, wisse man nicht, sagt der Abiturient, mit den Angehörigen würde die Einhaltung des Abstands in der Aula aber wahrscheinlich schwierig werden. Für die Zeit nach dem Abitur weiß Kilian Partenfelder bereits, wie es für ihn weitergehen wird. Ende August beginnt sein Freiwilliges Soziales Jahr beim SV Heimstetten. Ursprünglich habe er vorher in den Urlaub fahren wollen. "Dann eben ein Jahr später."

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SZ vom 25.05.2020
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