Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Magisches Gebräu

Anschi Prott steht vor der zweiten Premiere des Jungen Bürgerhauses

Von Irmengard Gnau, Unterföhring

Es wird eine stressige Woche für Anschi Prott werden. Trotzdem schaut die Theaterregisseurin und -pädagogin mit viel Vorfreude voraus. Am Samstag wird sie gemeinsam mit der Truppe des Jungen Bürgerhauses Unterföhring ihre zweite Premiere feiern. Nach dem Erfolg des ersten Stückes "Der Kanzler" 2017 inszeniert Prott dieses Mal mit elf jungen Leuten aus dem Ort Michael Endes "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" auf der großen Bühne des Bürgerhauses. Obwohl Michael Endes Buch, 1989 erstmals veröffentlicht, meistens als Kinder- und Jugendliteratur klassifiziert wird, ist die sozialkritische Geschichte für alle Generationen aktuell. "Ich würde sagen, es ist eine Art Märchen für Erwachsene", sagt Prott. Ende thematisiert darin die Umweltzerstörung und den Kampf gegen deren Auswirkungen.

Die jungen Schauspieler, zwischen 16 und 28 Jahren, sehen sich zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Zumal die Protagonisten des Wunschpunsches teils aus der Welt der Magie stammen oder sprechende Tiere sind. "Da steht man etwa vor der Frage: Wie bewegt sich ein Kater? Und wie viel Menschliches gibt man dazu?" Außerdem wird im Stück gesungen, was auch nicht leicht ist. Doch die Regisseurin geht mit einem sehr guten Gefühl in die Aufführungszeit. "Wir sind auf einem Top-Niveau", sagt Prott. "Der Zusammenhalt in der Gruppe ist fantastisch und ich kann voll hinter der Produktion stehen."

Damit die Zaubereffekte gebührend zur Geltung kommen, hat das Junge Bürgerhaus einen professionellen Bühnenbildner und eine Kostümbildnerin engagiert. Überhaupt ist der Anspruch an das theaterpädagogische Projekt, das das Kulturamt der Gemeinde seit 2017 finanziert, hoch. "Das Ziel ist, die Jugendlichen aus ihrer Komfortzone herauszuholen, damit sie auf einer professionellen Bühne bestehen können", sagt Prott. Die Regisseurin hat Endes Geschichte noch eigene Nuancen verliehen. Die Szenerie ist "Paradiso", ein Ort des Wohlstands, in dem mancher schon übersieht, wie gut es ihm eigentlich geht - in der Mediengemeinde Unterföhring sicherlich keine weit hergeholte Vorstellung. Die junge Truppe des Bürgerhauses will mit ihrer Inszenierung, in der es auch um den Bauwahn, Aktienspekulationen und blendenden Medienglanz geht, beim Publikum durchaus Fragen aufwerfen. Allerdings ohne einen erhobenen Zeigefinger, sagt Prott: "Die Leute sollen selbst entscheiden, was sie mitnehmen."

"Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" ist am Samstag, 12. Januar, von 17 Uhr und am Freitag, 25. Januar, von 18 Uhr an zu sehen.

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Quelle:
SZ vom 07.01.2019
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